Unsere Patientinnen und Patienten kommen meist nach Unfällen, Operationen oder aufgrund chronischer Erkrankungen. Die Therapie unterstützt sie, im Alltag wieder zurechtzukommen. Wir arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen. Bei einem Kind, das noch im Kindergarten ist, bedeutet Ergotherapie möglicherweise, dass es anschließend geschickter malen oder einen Ball fangen kann. Nach einem Schlaganfall geht es womöglich darum, dass Patienten lernen sich anzuziehen und im Haushalt zu agieren. Wir schauen individuell, was nötig ist. Ergotherapeutin ist mein Wunschberuf. Die Spezialisierung auf Handtherapie ist nicht häufig in Deutschland. Mit der Ausbildung hatte ich nach dem Abitur begonnen. Aufgrund von Klinik-Fusionen wechselte der Träger der Berufsfachschule mehrfach. Die Azubis sollten mit Abfindung gekündigt werden. Gemeinsam mit ver.di haben wir erreicht, dass wir unseren Abschluss 2003 doch machen konnten. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung habe ich einen Aufbaustudiengang drangehängt. Neben meiner Arbeit in der Ergotherapie-Praxis "Die Hand" in Berlin nehme ich regelmäßig an Fortbildungen für Handtherapie teil.

Mit Klötzchen und Knete

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In unserem Team tauschen wir unser Wissen über Behandlungsmethoden und Erfahrungen regelmäßig aus, damit unsere Patienten die bestmögliche Hilfe bekommen. Mein Arbeitstag beginnt damit, dass ich auf dem Tablet nachschaue, welche Patienten ich an diesem Tag behandeln werde. Dann stelle ich Therapiematerialien bereit, mit denen ich Wahrnehmung, Muskelkraft, Bewegung und Koordination verbessern kann, wie kleine Klötzchen, Knete und Alltagsgegenstände. Manchmal lege ich Informationsmaterial bereit oder Schienen zur individuellen Ruhigstellung. Auch ein Ultraschallgerät oder ein Paraffinbad gegen schmerzende Gelenke gehören dazu.

Die Möglichkeiten der Handtherapie sind sehr vielfältig: Ich zeige, wie man Hilfsmittel für eine eingeschränkte Hand einsetzen kann, z.B. um ein Glas zu öffnen. Oder wir probieren gemeinsam, eine Tätigkeit anders durchzuführen, um beispielsweise einen Schnürsenkel mit einer Hand zu binden. Manche Patienten benötigen auch Wahrnehmungsübungen. Dabei lernt das Gehirn neu, die Bewegungsabläufe nachzuvollziehen, um die Hand wieder zu steuern. Andere Patienten benötigen die Behandlung von Körperstrukturen, zum Beispiel unbewegliche Gelenke, verklebte Narben – mit manueller Therapie oder diversen Weichteiltechniken. Zudem bekommen alle Patienten ein Eigenübungsprogramm, um selbst durch Dehnung, Kräftigung und Koordination die Beschwerden lindern zu können. Als Ergotherapeuten schauen wir uns sehr genau an, wie der Patient alltägliche Dinge tut, die ihm wichtig sind. Mit kleinen Variationen sind so oft Tätigkeiten wieder möglich oder bereiten weniger Schmerzen, wie etwa das Spielen eines Instruments.

Es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass unsere Arbeit gesellschaftlich und finanziell mehr Anerkennung findet.