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Beschäftigte der bayerischen Unikliniken wollen deutlich mehr GeldFoto: ver.di

Servicekräfte an Unikliniken leisten eine hochverantwortungsvolle Arbeit und gehören genauso zum Team wie Ärzte und Pflegekräfte. Ohne sie könnte kein Patient operiert oder versorgt werden. Sie sind für die Reinigung und Sterilisation von Geräten zuständig, arbeiten im Stationsservice, für die Hauswirtschaft, beim Patiententransport, in der Logistik und in vielen weiteren Bereichen. Mit ihrer Arbeit sorgen sie für einen reibungslosen Klinikbetrieb rund um die Uhr. Anstelle von Respekt erhalten sie jedoch vielerorts schlechtere Löhne. Durch Ausgliederung sparen Unikliniken Lohn und die Mehrwertsteuer.

Die Servicekräfte der Unikliniken Erlangen, Regensburg und Würzburg wollen nicht länger benachteiligt werden. Sie fordern für ihre verantwortungsvolle Arbeit die Angleichung an den an Unikliniken geltenden Tarifvertrag der Länder. In der letzten Tarifrunde beteiligten sie sich mehrfach an Solidaritätsstreiks.

Die 300 Beschäftigen in Erlangen, Würzburg und Regensburg werden nach dem Tarifvertrag für das Gebäudereiniger-Handwerk bezahlt und haben dabei Gehaltseinbußen von mehreren Hundert Euro pro Monat. ver.di hatte den Arbeitgebern eine Frist bis zum 1. Mai gesetzt, um Verhandlungen für die Beschäftigten zu starten. Diese Deadline verstrich unbeantwortet. Deshalb rief ver.di, nach erfolgreicher Urabstimmung, die Beschäftigten zum unbefristeten Streik auf.

Klima der Angst

Mit der Krankenhaus-Dienstleistung GmbH am Universitätsklinikum Regensburg waren Tarifverhandlungen für den 26. Juni vereinbart (nach Redaktionsschluss). Die Arbeitgeberseite wollte ein am Tarifvertrag der Länder orientiertes Angebot vorlegen. Die Uniklinik Erlangen will nicht verhandeln. Das spüren auch die Beschäftigten. Mehrfach hat die Klinik versucht, die Streiks gerichtlich verbieten zu lassen. Die Anträge lehnte das Gericht aber immer ab. "Die Geschäftsführung ist erneut krachend gescheitert", sagte ver.di-Gewerkschaftssekretär Martin Schmalzbauer, ver.di Mittelfranken, nach dem Versuch, den 48-Stunden-Streik im April zu verhindern.

Massiven Druck übt die Geschäftsführung der KSG Erlangen auch auf das Personal aus. Allein im Jahr 2023 kam es zu drei fristlosen Kündigungen. Eine Woche später wurden sie wieder zurückgenommen. Auch wurde den Beschäftigten bei Streikteilnahme mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht. Beratend steht der Geschäftsführung die für Union Busting bekannte Kanzlei Dr. Schreiner und Partner zur Seite. ver.di-Sekretär Martin Schmalzbauer berichtet: "Beschäftigte, die sich an den Warnstreiks beteiligt haben oder solidarisch zeigten, bekommen plötzlich keine Überstunden oder Dienste mehr zugeteilt, die ihnen Zuschläge bringen."

Im Jahr 2024 hat die KSG erneut mehrere fristlose Kündigungen ausgesprochen, allesamt gegenüber Beschäftigten mit Migrationshintergrund. "Hier sollen besonders verwundbare Beschäftigte eingeschüchtert werden", erläutert ver.di-Landesfachbereichsleiter Robert Hinke. ver.di werde ihre Mitglieder bei den nun anstehenden Kündigungsschutzklagen vertreten. ver.di macht öffentlich auf die Arbeitsbedingungen bei den Tochtergesellschaften der Universitätskliniken aufmerksam. Auch aus der Erlangener Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft komme inzwischen viel Solidarität mit den Beschäftigten und Kritik an der Geschäftsführung der KSG. Der betriebliche und öffentliche Druck auf die Arbeitgeber steigt.

Ines Becker, Betriebsratsvorsitzende der KSG Erlangen und Mitglied der ver.di-Tarifkommission, erläutert: "Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen gerade nach den enormen Preissteigerungen dringend mehr Geld." Sie wollen nach dem gleichen Tarifvertrag bezahlt werden, wie die anderen Beschäftigten des Uniklinikums auch. "Das Wahrnehmen der Grundrechte verhindern auch keine plumpen Einschüchterungsversuche."