Es geht überall um mehr Geld und Zeit

Tarifrunden – Das neue Jahr ist mit etlichen Tarifrunden gestartet: für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, bei der Deutsche Post AG (siehe Seiten 4 und 5), aber auch in vielen anderen Branchen – etwa bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), bei Tuifly, für Zeitungen- und für Zeitschriften-Redaktionen, in der Papier- und Kunststoffverarbeitung sowie in der Druckindustrie zum Manteltarifvertrag. Die Beschäftigten sind auf ordentliche Lohnsteigerungen aus, denn alles ist teurer geworden. Vielfach geht es aber auch um mehr Freizeit, um die gestiegenen Belastungen auszugleichen. Da Arbeitgeber fast nie in der ersten Verhandlungsrunde und selten in der zweiten Verhandlungsrunde ein akzeptables Angebot vorlegen, kommt es auch immer wieder zu Arbeitsniederlegungen: aktuell u.a. in den Zeitungsredaktionen, bei der BVG, der Deutsche Post AG und im Öffentlichen Dienst. Den aktuellen Stand aller laufenden Tarifverhandlungen gibt es online unter: verdi.de

Gegen die Gerechtigkeitslücke

Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM) – Ein Ende von niedriger Bezahlung und mangelnder Wertschätzung forderten die Beschäftigten der Reinigung am Universitätsklinikum Gießen im Januar bei einer Kundgebung vor dem Haupteingang des UKGM in Gießen. Fabian Dzewas-Rehm, der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär, betonte, die Arbeit dieser Beschäftigten sei für den Krankenhausbetrieb essenziell wichtig, doch die Reinigungskräfte würden nach wie vor benachteiligt. Ordentliche Arbeitsbedingungen würden ihnen verwehrt. Ein Beispiel sei das Ticket für den Rhein-Main-Verkehrsverbund . Während alle anderen Beschäftigten wie Ärzte und Pflegepersonal am UKGM aufgrund der für sie geltenen Tarifverträge den ÖPNV kostenlos nutzen können, haben ausgerechnet diejenigen mit den geringsten Einkommen nicht diese Möglichkeit. Das wollen die Beschäftigten in der Reinigung nicht länger hinnehmen. In der Kritik stehen zudem die niedrigen Löhne, die geringe Personalbesetzung und das fehlende Weihnachtsgeld. Die Reinigung am UKGM wird von einem konzerneigenen Tochterunternehmen betrieben.

Rettungskräfte schützen

Rettungsdienste – In der Silvesternacht ist es erneut zu Gewalt gegen Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei gekommen. Doch auch an anderen Tagen sind sie immer öfter mit Gewalt konfrontiert. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle forderte die Arbeitgeber und Dienstherren auf, für den Schutz der Rettungskräfte zu sorgen. Sie sollten Übergriffe gegen Einsatzkräfte dokumentieren und zur Anzeige bringen. Betroffenen sollten sie Rechtschutz bei der Strafverfolgung gewähren sowie nicht durchsetzbare Schmerzensgeldansprüche übernehmen. Außerdem muss genug Personal aufgebaut werden, auch das bedeutet Schutz. "Die Arbeitgeber müssen dafür Sorge tragen, Nachwuchs auszubilden und freie Stellen zu besetzen. Unsere ver.di-Arbeitszeitbefragung 2024 hat gezeigt, dass nicht besetzte Stellen zu erheblicher Mehrarbeit und Belastung der Feuerwehrleute führen. Im Schnitt arbeiten sie rund vier Stunden pro Woche mehr als vereinbart. Wenn dann noch Belastungen durch Angriffe hinzutreten, bekommt es der Beruf mit einem handfesten Attraktivitätsproblem zu tun."

Erster Betriebsrat gewählt

Cineplex – Im Dresdener Rundkino gibt es seit Anfang des Jahres einen Betriebsrat. Damit ist das Kino das erste von rund 90 Kinos der Cineplex-Kette, in dem die Beschäftigten ein solches Gremium gewählt haben. Und das gegen die Widerstände des Arbeitgebers, der Cineplex Deutschland, mit Sitz in Wuppertal. Die Beschäftigten hatten ver.di um Unterstützung gebeten. "Rechtliche Verstöße des Arbeitgebers gepaart mit fortwährenden Konflikten zeigten die Notwendigkeit, Hilfe anzufordern", so der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär Lucas Munzke. Die Gründung des Betriebsrats sei in bisher selten wahrgenommener Härte von der Kino-Kette torpediert worden – mit der Verweigerung von Vertragsverlängerungen, der Streichung von Schichtzulagen, Gesprächsverweigerung und Einschüchterungstaktiken. Dass die Beschäftigten es trotzdem geschafft haben, einen Betriebsrat zu wählen, ist ein positives Beispiel, das zeigt, dass die Wahrnehmung von Mitbestimmungsrechten trotz Union-Busting erfolgreich sein kann.

Das "Nichts aus Tintenblau"

Literaturpreis – Das Buch "Ellie & Oleg" von Katja Ludwig hat den ver.di-Literaturpreis von Berlin-Brandenburg bekommen. Zur Geschichte: Die zwölfjährige Ellie und ihr achtjähriger Halbbruder Oleg sind vor kurzem aus der Stadt in eine kleine Siedlung an der Oder gezogen. Die Geschwister warten auf ihre Eltern, die nur mal schnell ein paar Sachen aus der alten Wohnung holen wollten. Doch dann kommen die Eltern nicht zurück. Erzählt wird "fernab von Heldenklischees" wie sich die Geschwister umeinander kümmern und "überleben", heißt es in der Laudatio. Dabei habe in all der Spannung immer wieder auch die poetische Sprache die Jury überzeugt. Beispielsweise sehen blühende Pflaumenbäume aus wie "weiße Wolken, die in Ästen hängengeblieben sind" und für das abendliche Verlassensein fasst Ellie in Worte: "Nichts aus Tintenblau und Grau".