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24 Millionen Menschen nutzen den ÖPNV täglichJörg Carstensen/dpa

Diese Kooperation ist eine Premiere. ver.di hat mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) monatelang zusammengearbeitet. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Vision für einen ­guten ÖPNV im Jahr 2035. Dabei geht es den Partnern um weit mehr als um konkrete Mobilitätsangebote. Im Zentrum des Papiers stehen Gemeinwohl und Umwelt. „Ein guter ÖPNV ermöglicht soziale Teilhabe für alle, ist gelebter Klimaschutz und ein notwendiger Teil der Daseinsvorsorge in einer demokratischen Gesellschaft", so Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende.

Zurzeit befördern die VDV-Unternehmen in Deutschland jeden Tag 24 Millionen Menschen. Damit niemand zurückgelassen wird, muss das Angebot barrierefrei und für alle bezahlbar sein. Die Bevölkerung in ländlichen Regionen muss sich auf eine Grundversorgung verlassen können und die Grenzen zwischen einzelnen Kommunen oder Ländern dürfen künftig nicht mehr spürbar sein. In Städten und Ballungszentren ­sollen die Bedürfnisse der Fahrgäste auch mit Hilfe digitaler Werkzeuge besser erfasst und bedient werden. ver.di und der VDV kündigen dafür gemeinsame Projekte an.

Gelingen kann das nur mit engagierten Beschäftigten, die gut entlohnt werden – darüber sind sich Gewerkschaft und der Verband einig, der 700 Mitgliedsunternehmen vertritt. Auch Aus- und Weiterbildung sowie anständige Arbeitsbedingungen seien unerlässlich. Dabei sehen beide Seiten Künstliche Intelligenz als Chance, die körperlichen und seelischen Belastungen des Personals zu verringern, als auch das Angebot durch Vereinfachung attraktiver zu machen.

Voraussetzung für verbindliche Standards sind planbare Rahmenbedingungen und genügend Geld. An beidem mangelt es gegenwärtig. „Die Finanzierung des Betriebs ist zunehmend schwierig, notwendige finanzielle Mittel in ausreichender Höhe für dringende Ausbau- und Modernisierungsmaßnahmen sind nicht in Sicht“, klagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Deshalb richtet sich das in einem mehrmonatigen Prozess ent­wickelte Papier vor allem an die politisch Verantwortlichen auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene.

Damit ein zukunftsfähiger ÖPNV entstehen kann, ist nicht nur eine Reform der Schulden­bremse unabdingbar, sondern auch eine dauerhafte Sicherung des Deutschland-Tickets. Darüber hinaus sollten alle klimaschädlichen Subven­tionen im Verkehrsbereich abgeschafft werden.

Gegen katastrophale Bedingungen in der Logistik

Im Vorfeld der Bundestagswahl hat ver.di zudem ihre Forderungen im Bereich Verkehr und Logistik zusammengetragen. Dazu zählt die Forderung nach mehr ­Personal in der unterbesetzten Autobahn GmbH und in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung. Viele Brücken, Schleusen und Wehre müssen dringend erneuert werden – und dafür muss der Staat ausreichen Geld bereitstellen. Bei den Paketdiensten, im Straßengüterverkehr und auf Seeschiffen sind die Arbeitsbedingungen oft katastrophal und nicht legal. Nötig sind deshalb eine bessere Ausstattung der Kontrollbehörden und strengere Gesetze.

ver.di verlangt darüber hinaus auch eine in Europa einheitliche Klimaabgabe auf Flugtickets und ein Zukunftskonzept für die deutschen Häfen mit umfassenden Aus- und Weiterbildungen für die Beschäftigten.