Ein tarifpolitisches Großprojekt von ver.di hat seinen erfolgreichen Abschluss gefunden: Am 3. Februar wurden die im vergangenen Jahr neu abgeschlossenen Tarifverträge für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste an Flughäfen allgemeinverbindlich. Der engagierte Einsatz für bessere Entgelte und Arbeitsbedingungen – er hat sich gelohnt.

Zum 1. August 2024 traten bereits die neuen Regelungen sowohl für Entgelt wie für die Arbeitsbedingungen in Kraft, die mehr als 40 zuvor bestehende Tarifverträge ablösten. Zugleich beantragten ver.di sowie die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und der Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL) beim Bundesarbeitsministerium die Allgemeinverbindlichkeit der Vereinbarungen. "Der Branchentarifvertrag ist unsere tarifpolitische Antwort auf zwanzig Jahre Deregulierung und Lohndumping an den Flughäfen", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle nach Abschluss der Vereinbarung. "Jetzt können wir dem Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ein Ende setzen."

Und das passiert seitdem in den einzelnen Betrieben der Bodenverkehrsdienste an Deutschlands Flughäfen. Zum Beispiel beim privaten Dienstleister AHS am Flughafen Düsseldorf. Dort werden die Tarifverträge für Entgelt und der Mantel seit dem 1. Dezember 2024 vollständig angewendet, sagt der Betriebsratsvorsitzende Sven Ebeling. Er gehört zu denen, die von Anfang an die Tarifbewegung bei den Bodenverkehrsdienstleistern mitvorangebracht haben. "Vor ungefähr zehn Jahren haben Beschäftigte, Betriebsräte und ver.di beschlossen, dass der jahrelangen Deregulierung in diesem Bereich etwas entgegengesetzt werden muss", erinnert er sich. Startschuss war zu dieser Zeit die Kampagne "Sicher fliegen", mit der darauf hingewiesen wurde, dass die ständige Lohndrückerei an den Flughäfen letztlich zu Lasten der Sicherheit geht.

Nach zähen Runden

"Früher gab es bei den Bodendiensten viele Ausbildungsberufe, sichere und gut bezahlte Arbeit. Mit der vor allem von der EU-Kommission vorangetriebenen Privatisierung in diesem Sektor begann die Abwertung der Tätigkeiten", so der Betriebsratsvorsitzende. Die meisten Beschäftigten wurden nur noch angelernt, auf Mindestlohnbasis bezahlt und sowohl körperlich wie psychisch enorm belastet. Ein unhaltbarer und für Beschäftigte wie Passagiere unerträglicher Zustand. "Diese verantwortungsvolle Arbeit unter solch' miesen Bedingungen auszuführen geht auf Kosten der Sicherheit, was im Flugbereich ganz schnell eine Katastrophe auslösen kann", betont Sven Ebeling.

So startete die langwierige Tarifkampagne für Firmen der öffentlich und der privat betriebenen Bodendienstleister, wobei die Privaten vor zehn Jahren noch gar keinen Arbeitgeberverband hatten. Der entstand dann in Gestalt der ABL, und die Verhandlungen konnten beginnen. "Sie waren langwierig und schwierig, zumal es vorab die Verständigung gegeben hatte, dass es keine begleitenden Streiks geben sollte."

Hilfreich war die damalige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Wo sich kurz zuvor noch für den miesesten Job Leute eingefunden hatten, wollte nun niemand mehr so harte Arbeit wie in der Gepäck- oder Passagierabfertigung zum Mindestlohn übernehmen. Das brachte die Tarifverhandlungen voran, wobei die Corona-Pandemie dann nochmals für einen unerwarteten Aufschub sorgte.

Ebenso lange wie Sven Ebeling ist auch Hakan Bölükmese dabei. Er vertritt einen öffentlichen Bodenverkehrsdienstleister, nämlich die Fraport am Frankfurter Flughafen. Als Betriebsratsangehöriger und Mitglied der ver.di-Bundestarifkommission Bodenverkehrsdienste hat er nicht nur den langwierigen Prozess der gemeinsamen Tarifverhandlungen für Öffentliche und Private von Anfang an aktiv begleitet, sondern ist bis heute intensiv in die Umsetzung der tariflichen Regelungen in die individuellen Arbeitsverhältnisse eingebunden.

"Nach Abschluss des Branchentarifvertrages ging es an die technische Umsetzung der Vereinbarungen in den Betrieben, wobei sich manche Fragen ergaben. Wir haben einiges korrigiert und angepasst, denn am Ende sollen alle Beschäftigten mit dem neuen Tarifwerk deutlich besser dastehen als zuvor", erklärt Hakan Bölükmese. So wurden auch Sonderregelungen aus den zuvor bestehenden Einzeltarifverträgen übernommen.

Für die insgesamt etwa 8.000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste am Frankfurter Flughafen gehören dazu nicht nur die Erhöhung der Stundensätze um 3 Prozent, sondern auch eine betriebliche Altersversorgung ab dem 1. Februar sowie doppelt so hohe Zeitzuschläge und ein voller Lohnausgleich bei um 4 Prozent reduzierter Arbeitszeit. "All' diese Verbesserungen müssen auch an die Beschäftigten kommuniziert werden", betont Hakan Bölükmese.

Mit dem Schwung des großen Tariferfolges sind die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste nun auch gleich in die Warnstreiks im Rahmen der diesjährigen Tarifrunde im Öffentlichen Dienst miteingestiegen, denn künftige Entgeltsteigerungen für diese Branche sind nun mit denen im ÖD verknüpft. So haben sich viele von ihnen am 10. März an einem bundesweiten Streiktag beteiligt, bei dem der Flugverkehr an 13 großen Airports weitgehend zum Erliegen kam.

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