FILM_zikaden.jpg

Zikaden

Alleine kommen sie nicht weiter. Anja kann sich wegen prekärer Jobs nicht um ihre kleine Tochter kümmern, – die mit ihren pflegebedürftigen Eltern überforderte Isabell nicht verhindern, dass ihre Ehe zerbricht. Die Bekanntschaft der beiden Frauen in der ostdeutschen Provinz aber erweist sich als ein Segen. Wiewohl unterschiedlich sozialisiert, mögen sie sich auf Anhieb. Und so fügt es sich, dass die gestresste Alleinerziehende bald die Eltern der besser situierten Architektentochter betreut, die sich freut, wenn die kleine Greta mitkommt, da ihr eigener Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist. Mit großer Zärtlichkeit für ihre Figuren erzählt Weisse von einer nicht ganz gewöhnlichen Frauenfreundschaft. Zusehends enger rücken die Heldinnen zusammen wie zu einer kleinen Familie. Ob sie sich auch körperlich anziehen, bleibt in der Schwebe. Darin liegt der Reiz der subtilen, tiefgründigen Erzählung, die Hoffnung verströmt, bisweilen aber auch stark an die Nieren geht. Den desolaten Anblick der kleinen Greta, die ihrer Mutter in einer bedrückenden Szene nachruft, sie solle nicht wegfahren, wird man so bald nicht vergessen. Kirsten Liese

D/F 2025. Regie: Ina Weisse. D: Nina Hoss, Saskia Rosendahl, Vincent Macaigne u.a., 100 Min., Start: 19. Juni, Verleih: DCM

FILM_barbaren.jpg

Die Barbaren: Willkommen in der Bretagne

Das bretonische Dorf Paimpont gibt viel auf Solidarität und Zusammenhalt. Es will sich für Geflüchtete öffnen und bietet die Aufnahme einer Familie aus der Ukraine an. Ein Reportageteam reist an, um das Aufeinandertreffen der zwei Welten und deren Aufeinandertreffen zu dokumentieren. Das Dorf erscheint als großes Aufgebot am kleinen Bahnhof, doch zu aller Erstaunen reist statt der ukrainischen eine syrische Familie an. Daraus entwickelt Regisseurin Julie Delpy eine Kulturclash-Komödie mit Tiefgang und einem Blick für die vielen kleinen Dynamiken und Stolpersteine, von denen das Gelingen oder das Scheitern von Integration abhängen kann. Empathie hat die progressive Lehrerin Joelle, wunderbar schusselig gespielt von Julie Delpy selbst, mehr als genug. Sie trickst zugunsten der Geflüchteten mit den Papieren, der Klempner, ein Wutbürger, sabotiert ihre Bemühungen, während sich die gut ausgebildeten Syrer mit Nebenjobs arrangieren. Der Gedichte rezitierende Opa ist es letztlich, der den schnellsten Zugang zur neuen Kultur findet: Der geht durch den Magen und erweist sich als ebenso verführerisch wie seine Lyrik. Jenny Mansch

F 2024. R: JULIE DELPY. D: JULIE DELPY, SANDRINE KIBERLAIN, ZIAD BAKRI, JEAN-CHARLES CLICHET, INDIA HAIR. KINOSTART: 26.6.25

FILM_Putins_Helfer.jpg

Putins Helfer

Wenn die aktuelle weltpolitische Lage die Story eines Drehbuchs wäre, es wäre es nicht wert, gedreht zu werden. Vor allem mit Blick auf die USA und das Weiße Haus, in dem ein Mann herrscht, den es schwerfällt, ernst zu nehmen. Aber Donald Trump, der seit Januar zum zweiten Mal amtierende US-Präsident, ist real. Die Lage, in die er die Welt in den letzten Monaten gebracht hat, ist ernster als ohnehin schon seit über drei Jahren wegen des anderen Herrschers, dem im Kreml. Wladimir Putin, der russische Präsident, ist sich seines Kriegs gegen die Ukraine sicherer denn je – dank der willigen Helfer die er mit Trump und den US-Techmilliardären, allen voran Elon Musk, hat. ZDF-Korrespondent Johannes Hano, der schon in früheren Dokumentationen Trumps Nähe zu Putin beleuchtet hat, zeigt in seiner neuen Recherche nicht nur erneut, wie Deal-Maker Trump vom russischen Geheimdienst im wahrsten Sinne gekauft und letztlich zum Präsidenten gemacht wurde, sondern auch, wie der KGB längst auch die einflussfreichen Köpfe der Silicon-Valley-Unternehmen wie eben Elon Musk und sein Social-Media-Portal X für Russlands Zwecke nutzt. Belegen kann Hano das teils mit ehemaligen FBI-Agenten. Was sie vor laufender Kamera berichten, ist besorgniserregend. Man wünschte, das alles wäre nur ein schlechter Film. Aber es ist die Realität. Und diese Doku deshalb sehr sehenswert. Petra Welzel

Die Doku kann in der ZDF-Mediathek oder unter zdf.de angesehen werden