Ausgabe 06/2025
Angleichung mehr als überfällig

Am 3. Dezember startet die Tarif- und Besoldungsrunde für die rund 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen). ver.di geht mit einer Forderung von 7 Prozent mehr Gehalt im Monat in die Verhandlungen – mindestens aber 300 Euro zusätzlich, um vor allem die unteren Lohngruppen zu stärken. Für Nachwuchskräfte sollen die Vergütungen um 200 Euro pro Monat steigen. Zudem fordert ver.di ihre unbefristete Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung. Eine weitere Forderung ist, dass alle Zeitzuschläge um 20 Prozentpunkte steigen sollen.
"Die Beschäftigten wollen ein klares Signal der Arbeitgeber, dass ihre Leistungen künftig besser honoriert werden – sie erwarten Anerkennung und Respekt für ihr Engagement", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke anlässlich der von der ver.di-Bundestarifkommission für den öffentlichen Dienst am 17. November beschlossenen Forderungen für die bevorstehende Tarifrunde. Der öffentliche Dienst müsse attraktiv bleiben, um mit hoch qualifizierten und motivierten Menschen die anstehenden Herausforderungen zu meistern. "Dafür braucht es eine angemessene Entgelterhöhung und gute Arbeitsbedingungen", so Werneke.
Der ver.di-Vorsitzende betonte, dass höhere Steuereinnahmen, gerade nach der jüngsten Steuerschätzung, die finanziellen Spielräume insbesondere der Länder erweitert hätten. "Das muss sich auch bei den Gehältern zeigen, denn der öffentliche Dienst steht im Wettbewerb um die besten Fachkräfte – bei zugleich mehreren Hunderttausend unbesetzten Stellen." Daher sei eine Erhöhung deutlich oberhalb der Inflation notwendig.
Anschluss halten
Zudem gehe es darum, den Anschluss an den Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen vom Frühjahr 2025 zu halten. "Dass die Gehälter im öffentlichen Dienst nicht auseinanderdriften, ist schlicht eine Frage der Gerechtigkeit", erklärte Werneke.
Das gelte auch für die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West, insbesondere beim Kündigungsschutz und den Arbeitszeiten in Uni-Kliniken, die Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern immer noch benachteiligen: "35 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es mehr als überfällig, hier für gleiche Bedingungen zu sorgen. Statt immer neuer Festtagsreden müssen hier endlich Fakten geschaffen werden."
Das sagen Beschäftigte
"Wir brauchen Lohnsteigerungen, auch um den Anschluss an den Tarifvertrag von Bund und Kommunen zu halten", betont Eva Renner, Finanzbeamtin aus Nürnberg. Als Beamtin darf sie zwar nicht streiken, in ihrer Freizeit will sie aber hingehen und die Kolleginnen und Kollegen unterstützen, zumal das Ergebnis am Ende auch auf die 1,3 Millionen Beamt*innen zeitgleich übertragen werden soll.
Auch Andre Bödecker, Angestellter an der Universität Bremen, stellt sich schon jetzt auf einen Arbeitskampf ein und betont, Zusammenhalt sei wichtig. "Nur durch Zusammenhalt und Solidarität kriegen wir die nötige Stärke, um Verbesserungen auszuhandeln. Gute Tarifverträge brauchen Durchsetzungsstärke. Sie passieren nicht von selbst, weil man glaubt, das wäre doch gerecht.