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"Eine Belegschaft – Ein Tarif!" Das fordern die rund 2.500 Beschäftigten von equensWorldlineFoto: ADOBE STOCK

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equensWorldline ist noch neu im ver.di-Kosmos. Das europäische Unternehmen bietet digitale Dienstleistungen zur Zahlungsabwicklung für Banken und Händler an. Es gehört seit 2019 zur französischen Worldline-Gruppe, einem der größten Zahlungsdienstleister Europas. Tochter equensWorldline hat ihren Sitz in Utrecht (Niederlande) und Niederlassungen in Belgien, Finnland, Frankreich und Deutschland.

Erst in den letzten fünf Jahren entstanden – im wesentlichen durch Aufkäufe verschiedener Unternehmen – Standorte in Deutschland. Mittlerweile sorgen rund 2.500 Beschäftigte an sechs verschiedenen Standorten in Deutschland täglich dafür, dass der Zahlungsverkehr bei equensWorldline funktioniert – in Aachen, Ratingen, Konstanz/Böblingen, München mit Außenstandort Stuttgart und an zwei Standorten in Frankfurt. Überall herrschen jedoch unterschiedliche Arbeits- und Lohnbedingungen. "Ein absolutes Chaos", sagt Jan Duscheck, der bei ver.di für den Fachbereich Banken zuständig ist und für einen Haustarifvertrag bei equensWorldline kämpft.

Arbeitsplätze bekamen Vorrang

ver.di ist die größte Gewerkschaft im Finanzsektor in Deutschland. Als Jan Duscheck und sein Team vor etwa eineinhalb Jahren anfingen, die Beschäftigten bei dem Finanzdienstleister equensWorldline zu organisieren, sollte es um einen ganz normalen Tarifvertrag gehen, der Arbeitsbedingungen und Entgelte für alle Beschäftigten festschreibt. Doch dann wurden Pläne um den Verkauf von Unternehmensteilen bekannt. Umstrukturierungen inklusive Personalabbau an allen Standorten begannen. Die Unsicherheit bei den Beschäftigten wuchs. "Wir wollten ein einheitliches Tarifwerk und damit einheitliche Arbeitsbedingungen bei equensWorldline durchsetzen. Aber dann kam das Thema Restrukturierung, und die Absicherung der Arbeitsplätze bekam Vorrang", so Jan Duscheck. ver.di entschied, sich zunächst dafür einzusetzen, dass die Arbeitsplätze an ihren bisherigen Standorten abgesichert werden.

"Immer mehr Beschäftigte kommen durch den Personalabbau an ihre Grenzen, immer noch mehr Arbeit obendrauf und immer mehr Führungskräfte, die an einem zerren und keine Sicherheit des Arbeitsplatzes", sagt die Beschäftigte Simone Christ, die Mitglied der ver.di-Haustarifkommission aus Stuttgart ist. "Es wird Zeit für einen Haustarifvertrag, damit die Arbeitsplätze gesichert sind und die Gehaltsanpassungen fair auf alle verteilt werden. Die Mitarbeiter gehen seit Jahren in die Vorleistung, es wird Zeit, dass der Arbeitgeber etwas zurückgibt. Eine Belegschaft – Ein Tarif!"

Erste Runde enttäuschend

Die Forderungen für die ersten Tarifverhandlungen mit equensWorldline waren klar: Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030, Zumutbarkeitsregelungen für Ersatzarbeitsplätze und Besitzstandregelungen bei Annahme eines Ersatzarbeitsplatzes. Darüber hinaus sieht ver.di auch zukünftig Gesprächsbedarf für einen eigenen Haustarifvertrag.

Mit diesen Forderungen und mehreren hundert neuen Mitgliedern ging ver.di am 29. August in die erste Verhandlungsrunde. Der Verhandlungstermin in Frankfurt war jedoch eine Enttäuschung: Die Arbeitgeberseite lehnte Tarifverhandlungen zu diesen Themen ab. "Die Tatsache, dass das Management jegliche Verhandlungen zum Thema Beschäftigungssicherung ablehnt, sollte uns allen zu denken geben", erklärte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck im Anschluss. "Das Beste, was wir auf der Beschäftigtenseite jetzt tun können, ist zusammenzustehen und uns gemeinsam für die Sicherheit unserer Arbeitsplätze und Einkommen einzusetzen."

Am 10. September zeigten hunderte Beschäftigte bei einem ersten bundesweiten Warnstreik, dass sie bereit sind, sich für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze zu engagieren und dass sie von ihren Forderungen nicht abrücken. Viele waren zum ersten Mal bei einem Warnstreik dabei. Nach dem ersten Warnstreik folgte Ende September ein zweiter. Für zwei volle Tage streikten Beschäftigte in Ratingen, Kiel, Aachen, Frankfurt, Konstanz, Böblingen, München und Stuttgart. Gleichzeitig zum Warnstreik forderte ver.di die Arbeitgeberseite erneut dazu auf, zurück an den Verhandlungstisch zu kommen. "Denn es geht uns nicht um eine Eskalation über Streiks – uns geht es um Verhandlungen zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Einkommen", so Jan Duscheck.

Aber auch nach den ersten Warnstreiks hat der Arbeitgeber nichts von sich hören lassen. "Bis der Arbeitgeber auf uns zukommt, um mit uns weiter zu verhandeln, werden die Arbeitskampfmaßnahmen bestehen bleiben und intensiviert werden", so Marina Matsiozi von der ver.di-Verhandlungsführung. Ende Oktober und Anfang November fanden erneut Streiks an allen Standorten statt, um weiter Druck auf das Management auszuüben. Bis zum Redaktionsschluss war noch kein neuer Verhandlungstermin bekannt.

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