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Tintenherz | Mit 50 Büchern hat sich die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke im wahrsten Sinne frei geschrieben, stilistisch wie finanziell. Lässig perlen ihre Bücher auf den Markt. Ihre ausufernde Phantasie erdet sie mit Witz und lockerer, zeitgemäßer Sprache; so groß ist ihr Einfluss, dass sie jüngst in die Liste der 100 Wirkmächtigsten der Welt aufgenommen wurde.

Von ihrer multimediaverwöhnten Zielgruppe als cool empfunden zu werden, dürfte die Künstlerin tief befriedigen. Froh gestimmt hat sie sicher auch der Deal, der ihr mit der Filmproduktionsfirma gelungen ist: Funke konnte ihr Mitspracherecht am Drehbuch und die Coproduktion von Tintenherz durchsetzen. Die Furcht ist also unbegründet, das unverbrauchte Funke-Talent würde nun von der auf Krawall gebürsteten Hollywood-Industrie zermalmt.

Im Gegenteil. Die Tintenherz-Verfilmung kommt im europäischen Outfit daher. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Ligurien, gesprochen wird im Original das feinste Britisch, und die Spezialeffekte sind sinnhaft eingesetzt. Mit Gespür für Buch- und Filmstärken hat der Londoner Ian Softley die Geschichte vom Zauber der Bücher inszeniert. Meggie und ihr Vater Mo sind auf der Suche nach einem besonderen Exemplar. Denn Mo ist eine Zauberzunge. Wenn er mit sonorer Stimme vorliest, werden die literarischen Figuren lebendig. Seit er Meggie vor Jahren aus Tintenherz vorlas, steckt die Mutter im Mittelalter fest. Statt ihrer bevölkert der Schurke Capricorn (Gollum Andy Serkis) mit seiner ungepflegten Horde die Gegend und lässt die letzten Exemplare des Buches vernichten, um nicht in die Vergangenheit zurückgelesen zu werden.

Einiges ist an der Geschichte verändert worden. Die übungshalber herbei gelesene Rapunzel oder das tickende Krokodil aus Peter Pan, sind als filmische Stilmittel einfach zu verführerisch. Besonders merken wird man sich durch den Film zwei Dinge: Buchcharaktere schieben ebenso schlimme Identitätskrisen wie wir. Und - man verrät niemals den Schluss.

Jenny Mansch

GB/D/USA, R.: I. Softley, D.: B. Fraser, E. Bennett, H. Mirren, L.: 106 Min., Kinostart: 11.12.08


Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen | Am ersten Wochenende überrannten die US-Zuschauer den verblüfften James Bond und sahen sich lieber die Verfilmung von Stephenie Meyers Jugendbuch-Bestseller an. Die Romanze zwischen Bella, dem etwas anderen High-School-Mädchen, und Eduard, dem etwas anderen Vampir, saugt nicht nur an den Nerven der 14-Jährigen. Catherine Hardwick hat Bis(s) zum Morgengrauen nah am Original verfilmt, solange es um die Handlung geht. Manche werden die längeren Dialoge des Originals vermissen. Aber es ist natürlich toll anzusehen, wie der Beschützer Eduard seine Bella huckepack nimmt und mit ihr die Bäume bis zum Gipfel hochwetzt. Da Sex den beiden unmöglich ist, zieht Eduard sie eben mit anderen Aufregungen zu sich heran. Böse Zungen vermuten dahinter die reaktionäre Botschaft sexueller Enthaltsamkeit. Doch Hardwick hat ihren Film so erotisch aufgeladen, da kommt höchstens das Gegenteil bei raus.

JM

USA 2008, R.: C. Hardwick, D.: R. Pattinson, K. Stewart, L. 120 Min., Kinostart 15.1.09