Ein Erfolg nach dem anderen. ver.di gewinnt Mitglieder bei IBM

Mehr als 95 Prozent aller IBM-Beschäftigten sind im Geltungsbereich der ver.di-Tarifverträge

Auf ganzer Linie gewonnen hat ver.di Ende Januar in den Aufsichtsräten bei IBM: jeweils beide Sitze in der IBM Deutschland GmbH und in der IBM Deutschland Management & Business Support GmbH. Gemeinsam mit dem ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske, der dem Aufsichtsrat der IBM-Holding angehört, vertreten die neu gewählten Aufsichtsratsmitglieder Christine Muhr, Rolf Schmidt und Bert Stach nun die gewerkschaftlichen Interessen im IBM-Konzern. Den ver.di-Konzernbetreuer Rolf Schmidt überrascht der Erfolg nicht, denn "dieses Wahlergebnis ist das Ergebnis langjähriger Gewerkschaftsarbeit im IBM-Konzern in Deutschland".

Bewährt hat sie sich nicht zuletzt im vergangenen Jahr, als ein radikaler Umbau viel Unruhe im Unternehmen auslöste. Unter dem englischen Motto "One IBM" (Eine IBM) wurden Konzernteile neu zugeordnet und 8000 Beschäftigte "umgeschichtet", mehr als ein Drittel der Belegschaft. "Es ist uns trotzdem gelungen, die Arbeitsbedingungen sogar noch zu verbessern", sagt Rolf Schmidt, zum Beispiel mit einem Tarifvertrag zur leichteren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zudem mussten für fünf neue IBM-Gesellschaften die Tarifregeln erst noch geschaffen werden. So gelten ver.di-Tarifverträge inzwischen für mehr als 95 Prozent aller IBM-Beschäftigten in Deutschland. Neue Wege weist auch eine "Gemeinsame Erklärung zum demografischen Wandel" vom 30. September 2008.

Europaweit und virtuell

Auch international tut sich was bei IBM. Im September 2008 trafen sich - gegen den erklärten Widerstand des Managements - in Bratislava unter Leitung von ver.di und dem Dachverband UNI erstmals Gewerkschafter/innen und Betriebsratsmitglieder von IBM aus ganz Europa. Unterstützt hat ver.di auch den auf der Internet-Plattform "Second Life" ausgetragenen ersten virtuellen Streik der Welt gegen den Abbau von Sonderzahlungen bei IBM in Italien. "Der Konzern operiert international, da müssen auch wir uns stärker vernetzen", erklärt Rolf Schmidt, "auch mit den Eurobetriebsräten anderer IT-Unternehmen."

Bei IBM in Deutschland setzt ver.di sich dafür ein, die Beschäftigten stärker an dem brillanten Geschäftsergebnis von 2008 teilhaben zu lassen - mit acht Prozent Wachstum ist es das beste seit Jahren.

Am Ergebnis beteiligt

Paradox findet Rolf Schmidt, dass die Leistungsbewertungen vieler Beschäftigter zugleich herabgestuft wurden: "Schlechtere Leistung - bestes Ergebnis, wie passt das zusammen?" Zudem wolle der IBM-Vorstandsvorsitzende Sam Palmisano die weltweit zu verteilende Ergebnisbeteiligung senken, trotz eines Rekordwachstums des Multis um mehr als 18 Prozent im vergangenen Jahr. "Als einzige Gewerkschaft weltweit haben wir dazu aber eine Mindestabsicherung tariflich fixiert: 1250 Euro im Jahr."

Im Streit um bessere Bezahlung kann ver.di auf mehr Mitglieder bauen. Allein im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der ver.dianer/innen bei IBM um mehr als 70 Prozent. Der Organisationsgrad ist hoch im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche - und noch weiter steigerungsfähig. Daran arbeitet Bert Stach mit dem ver.di-Projekt "Newcomer" und der Initiative ICH BIN MEHR WERT - wegen der Anfangsbuchstaben der ersten drei Wörter ein für diesen Konzern passendes Motto.

Miteinander reden

Zum Erfolgskonzept gehören neben der guten Tarifarbeit, so Bert Stach, "der konsequente Einsatz der Projekt-ressourcen, der stetige Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen, die sichtbare Präsenz der Organisation an allen Standorten des Konzerns, Kreativität und spielerische Ideen sowie die schnelle Kommunikation mit der Belegschaft - mit Newsletter und aktuellem Verteiler".

So ist ver.di auch auf kommende Auseinandersetzungen vorbereitet. Für einen Tarifvertrag über betriebliche Sonderzahlungen werden demnächst die Forderungen aufgestellt. Wichtig ist, vor allem mit Schulungen und Qualifizierungen Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten, in einer Zeit, in der IBM die Reisekostenabrechnung in Manila, die Administration in Bratislava und die Gehaltsabrechnung in Minsk konzentriert. Im April oder Mai wird die Große Tarifkommission die Forderungen zu der im Juni beginnenden Tarifrunde 2009 beschließen - "eine weitere Herausforderung in wirtschaftlich schwieriger Zeit", sagt Rolf Schmidt.