14 Gewerkschafter, sechs Dolmetscher - die Sprache setzt noch Grenzen in der internationalen Zusammenarbeit. Ein Beispiel aus der Versicherungsbranche

In vielen Branchen agieren die Konzerne längst weltweit, auch bei den Versicherungen. Ob Axa, Allianz oder andere - wer hier arbeitet, hat viele Kolleg/innen in anderen Ländern. Doch wie sind die Arbeitsbedingungen dort, in den anderen Ländern? Was haben die Gewerkschaften vor Ort wie geregelt? Mitte Februar trafen sich in der Berliner ver.di-Zentrale Vertreter/innen von sieben europäischen Gewerkschaften, aus Spanien, Belgien, den Niederlanden, Finnland, Frankreich, Italien und Deutschland. Bei der Veranstaltung stand die erfolgsabhängige Vergütung im Innendienst der Versicherungen im Mittelpunkt.

In Spanien und Frankreich ist deren Anteil relativ hoch. Bis zu 50 Prozent des Gehalts mache sie in Spanien aus, erklärten Mariecarmen Donate Lopez und Javier Perea Mate von der Gewerkschaft FeS UGT. Der Tarifvertrag lege das Fixum fest, der Rest werde in den Unternehmen ohne die Gewerkschaften ausgehandelt. In Frankreich sind immerhin noch 15 Prozent des Gehalts von der Leistung abhängig, berichtete Damien Lagaude von der CFDT: "Diese richten sich nach objektiv messbaren, realistischen Leistungen." Als Erste hat die Versicherungsgruppe Axa derartige Gehaltsbestandteile ein- geführt.

Das versuchen die Versicherer inzwischen in immer mehr Ländern. Zum Beispiel in Finnland: Die Gewerkschafterin Kirsi Kovanen erzählte, dass dort die Tarifverträge mit Tätigkeitsbeschreibungen abgeschafft werden sollen. Die Gewerkschaften sollen nur noch Gehaltsvolumen verhandeln, beteiligen sich aber in den Betrieben daran, wie das Geld verteilt wird. Vorbilder sind die skandinavischen Nachbarn Norwegen und Schweden, wo mittlerweile ähnlich gehandelt wird.

Durch Kooperation dagegenhalten

Jörg Reinbrecht, der im ver.di-Fachbereich Finanzdienstleistungen für internationale Zusammenarbeit zuständig ist, befürchtet angesichts der Vielzahl der internationalen Großunternehmen eine Erosion der Flächentarifverträge: "Nur durch Kooperation können wir dagegenhalten." Dazu dienen Netzwerke wie das der europäischen Gewerkschafter/innen aus der Versicherungsbranche, aber auch internationale Gewerkschaftsverbände wie UNI. Da auch die Versicherungsunternehmen mittlerweile internationale Konzerne seien, "ist es auch für uns höchste Zeit, auf internationaler Ebene agieren zu können", sagt Reinbrecht. "Das Netzwerk ist dazu gedacht, ein Gegengewicht aufzubauen, damit uns die Tarifpolitik nicht ent- gleitet."

Die Konferenz zeigte auch die Schwierigkeiten der internationalen Zusammenarbeit. Sechs Dolmetscher/innen waren nötig, damit sich die 14 Teilnehmer/innen verständigen konnten. Der Turmbau zu Babel ist bekanntlich noch an der Sprachverwirrung gescheitert. Das Angebot, an den Tarifverhandlungen der internationalen Partner teilzunehmen, gilt - doch auch hier setzen die verschiedenen Sprachen häufig Grenzen. Aber durch das Projekt werden diese niedriger. Man lernt sich kennen, tauscht sich aus, und einen Bekannten anzurufen fällt leichter, besonders wenn man weiß, in welcher Sprache man sich verständigen kann.

Seit zwei Jahren treffen sich die Gewerkschaften zwei Mal im Jahr. Als achtes Land sind Vertreter aus Großbritannien mit dabei. Konkretes Ergebnis ist bisher eine gemeinsame Tarifdatenbank. Hier stellt jede Gewerkschaft in vier Sprachen übersetzte Tarifverträge aus dem Bereich Versicherungen ein. Jeder kann jederzeit darauf zugreifen - und sehen, wie die Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Ländern geregelt sind.