Dieses Mal kam die Kritik an unzumutbaren Arbeitsverträgen nicht wie gewohnt von der Gewerkschaft ver.di, sondern von der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, CDU. Sie hat "kapazitätsorientierte Arbeitszeitmodelle" wie bei der Kaufhauskette Breuninger scharf kritisiert. "Eine derartige Praxis ist perfide und geht überhaupt nicht", sagt die CDU-Ministerin (Stuttgarter Zeitung, 26.04.2012). ver.di Stuttgart lehnt die sogenannten kapazitätsorientierten Arbeitszeiten, dielediglich eine Mindeststundenzahl von zwei Stunden garantieren, aber Bereitschaft von 40 Stunden einfordern, ab. Christina Frank, Bezirkssekretärin ver.di-Stuttgart: "Die Beschäftigten können von der Bezahlung dieser Arbeitszeiten nicht leben, können aber auch keiner andern Arbeit nachgehen. Solche Verträge gehören dringend abgeschafft."

Offensichtlich hat die öffentliche Kritik gewirkt. Nunmehr sollen die "kapazitätsorientierten Arbeitsverträge" geändert werden. Wie, das blieb offen. Breuninger spricht von 450 derartiger Arbeitsverträge, während die Stuttgarter Zeitung in ihrem Bericht von 1800 ausgeht.

Breuninger ist zwar besonders extrem bei der Formulierung unsozialer Arbeitsverträge, aber beileibe nicht allein damit. Auch beim Textileinzelhändler H&M gibt es immer noch die sogenannten "Stundenlöhnerverträge", die gerademal eine Mindeststundenzahl von zehn Stunden garantieren.

Besonders perfide ist, dass die Betroffenen unterscheiben müssen, dass sie von dieser Arbeit nicht leben können. Hier kämpft ver.di schon lange mit einer Kampagne gegen diese prekären Arbeitsverträge. Die jüngste öffentliche Debatte kann dafür nur nützlich sein.