Beschäftigte im Dienstleistungssektor leisten belastende Mehrarbeit in ihrer Freizeit, verzichten auf Pausen und müssen immer mehr arbeiten. Der Personalmangel in Krankenhäusern, Verwaltungen und anderen Dienstleistungsberufen führt zu erheblichem Dauerstress bei den Beschäftigten, so die Ergebnisse einer Sonderauswertung auf Basis der Daten des DGB-Index Gute Arbeit 2014/15.

Folgen für die Psyche

Fast jeder Zweite arbeitet in Dienstleistungsberufen länger als 43 Stunden die Woche, jeder fünfte arbeitet sogar mehr als 48 Stunden. Viel zu oft wird Arbeit mit nach Hause genommen. Drei von vier Beschäftigten arbeiten zu atypischen Arbeitszeiten, vor allem abends und am Wochenende. Häufig wird auf Pausen verzichtet, manchmal sogar auf Urlaubstage.

Das hat gesundheitliche Folgen, vor allem für die Psyche: Jeder Zweite, der zwischen 41 und 50 Wochenstunden arbeitet, kann nicht mehr richtig abschalten. Bei mehr als 60 Wochenstunden Arbeitsleistung sind es schon zwei von drei Beschäftigten. Dazu kommt, dass jeder Zweite keine oder wenig Gestaltungsfreiheit auf seine Arbeitsorganisation hat und sich häufig gehetzt und unter Zeitdruck fühlt. Ein hoher Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung und den Überstundenabbau kommt hingegen der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zugute.

Die Auswertung zeigt für die einzelnen Branchen im Dienstleistungssektor einen Mix aus Personalmangel und Arbeitsdruck unterschiedlichen Ausmaßes. Bei der Pflege im Krankenhaus ist die Belastungsgrenze längst überschritten, was natürlich zu Lasten der Patienten geht. 90 Prozent des Krankenhauspflegepersonals ist Druck ausgesetzt. Auch in der IKT-Branche ist der Alltag durch Entgrenzung und Verdichtung geprägt, vor allem durch die ständige Erreichbarkeit. In öffentlichen Verwaltungen, die wichtig für den Kontakt mit Bürgern sind, nimmt der Druck ebenfalls zu - über die Hälfte der Beschäftigten erleben hier Arbeitshetze und 40 Prozent berichten von Arbeitsverdichtung. Eine wesentliche Ursache dafür ist zu wenig Personal. Ähnlich ergeht es den Beschäftigten im Einzelhandel - jeder zweite Beschäftigte berichtet über Arbeitshetze und das Gefühl, getrieben zu sein. 85,8 Prozent arbeiten häufig im Kundenkontakt und ein Drittel davon muss oftmals seine Gefühle verbergen, was eine emotionale Belastung ist. Bei Banken erlebt jeder zweite Beschäftigte Arbeitshetze durch Zeit- und Leistungsdruck.

Marion Lühring

Die ganze Sonderauswertung gibt es bei ver.di auf www.innovation-gute-arbeit-verdi.de