Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Hessischen JAV-Konferenz Ende Mai in Gladenbach

Alle zwei Jahre, immer in solchen mit geraden Zahlen, werden sie gewählt - die Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV). Das nächste Mal also 2018. Seit Dezember 2016 ist Kathrin Schneider "im Amt", bei den Städtischen Bühnen in Frankfurt. Die 23-Jährige konnte das Vertrauen ihrer Kolleginnen und Kollegen schon zum dritten Mal gewinnen und ist Vorsitzende des Gremiums. Mit diesem Mandat nahm sie an der 6. Hessischen JAV-Konferenz Ende Mai im ver.di-Bildungszentrum in Gladenbach teil. Im Mittelpunkt der Konferenz, die von ver.di Bildung und Beratung ausgerichtet wurde, stand die Aufgabe: Ausbildungsqualität durchsetzen und sichern - Handlungsmöglichkeiten der (J)AV bei Schwierigkeiten in der Ausbildung.

Qualität durchsetzen

Da war Kathrin Schneider voll in ihrem Element. Denn bei den Städtischen Bühnen arbeitet die JAV zusammen mit dem Betriebsrat an einer Betriebsvereinbarung zu diesem Thema. Sehr komplex und langwierig findet die gelernte Herrenmaßschneiderin das Vorhaben einer besser strukturierten, auf das Haus bezogenen Ausbildung. "Und das dauert!" Ihrer Meinung nach könnte alles ein wenig schneller gehen.

Kathrin Schneider (rechts)

In Gladenbach konnte sie sich aber Rüstzeug holen. Dort gab es neben Hinweisen auf die Zusammenarbeit mit den Betriebs- und Personalräten auch jede Menge rechtliche Informationen. Und den Änderungswünschen geht immer eine Überprüfung der Ausbildung voraus. Also: Wie steht es um die Ausbildungspläne? Werden sie eingehalten? Was tun, wenn nicht? Auch in diesen Zusammenhängen ist es wichtig, die Rechte der "Javis" zu kennen. Die Konferenz unterstützt und zeigt, was man machen kann.

Kathrin Schneider findet, dass die Städtischen Bühnen einige gute Voraussetzungen für die Berufsausbildung bieten. Es gibt eine eigene Ausbildungsstätte mit insgesamt sieben Auszubildenden in den Berufen Schreiner, Plastiker, Schlosser. Die JAV-Vorsitzende: "Es lohnt sich, mal hinter die Kulissen zu schauen, um zu erfassen, wie viele unterschiedliche Arbeitsgänge notwendig sind, um eine Aufführung über die Bühne gehen zu lassen."

Alles geht hopp, hopp

Sie weiß, wovon sie redet. Denn sie schneiderte nicht nur für den Fundus, auf Vorrat sozusagen. Heute kleidet sie den Damenchor an und ein. Am Abend müssen für die Bühne die passenden Kostüme parat liegen. Beim Umkleiden während des Stücks hilft sie, dass alles hopp, hopp geht - für die Künstler und die Zuschauer. Schöne Kunst braucht eine qualifizierte handwerkliche Grundlage. Und darum soll es in der angestrebten Betriebsvereinbarung gehen.

Über den betrieblichen Alltag als Javi konnte sich Kathrin Schneider während der Gladenbacher Konferenz mit 99 Kolleginnen und Kollegen austauschen. Zum Beispiel über das Recht, die Auszubildenden zu Gesprächen zu besuchen. Auch hierfür gibt es rechtliche Grundlagen. Schneider "geht gern rum". Mal wegen einer JA-Versammlung, mal um Interesse für einen Bildungsurlaub zu wecken, mal um zu hören, was die Leute beschäftigt, was schiefläuft. Das Interesse hängt oft vom Lehrjahr ab. "Die Jungen", sagt die 23-Jährige und meint das erste Lehrjahr, "sind manchmal noch nicht so motiviert".

Ein Drittel unzufrieden

Dass es viele Bereiche gibt, in denen es um die Qualität der Ausbildung wesentlich schlechter steht, weiß Stefanie Mielast, Landesjugendsekretärin bei ver.di. Ausbildungsberuf und Branche bestimmen die Qualität. So zeigten sich knapp 30 Prozent der befragten Auszubildenden aus einer DGB-Studie mit ihrer Ausbildung unzufrieden. Ausbildungsfremde Tätigkeiten oder abwesende Ausbilder - das erleben mehr als zehn Prozent. Es zeigt sich aber in der Praxis: In Betrieben mit JAV sind die Bedingungen deutlich besser. "Eine gute Ausbildung", resümiert Stefanie Mielast, "ist der Schlüssel für das weitere Arbeitsleben und für eigene Perspektiven".

Eindrücke von der Gladenbacher Konferenz finden sich im Internet unter www.facebook.com/verdijugendhessen