Noch bis Mai waren sie Konkurrenten. Dann stellten die Medienkonzerne Madsack und DuMont ihre Fusionspläne für eine gemeinsame Hauptstadt-Redaktion vor, die RedaktionsNetzWerk Berlin GmbH. Damit versetzen die beiden Medienhäuser nicht nur der publizistischen Vielfalt im Land einen Schlag. Auch die Beschäftigten von DuMont leiden unter den Auswirkungen dieser „strategischen Partnerschaft“. Die 16 Journalist/innen aus der bisherigen Berliner DuMont-Redaktion bekamen am 27. Juli 2018 ihre Kündigungen. Im neu gegründeten Redaktionsnetzwerk sind nur zehn Stellen öffentlich ausgeschrieben. Die Redakteure von DuMont können sich darauf bewerben, aber ob ihre Bewerbungen akzeptiert werden, ist ungewiss. Die Hauptstadt-Journalist/innen von Madsack hingegen wechseln per Betriebsübergang direkt in die neue bilaterale Redaktionsgemeinschaft.

Beschäftigte einfach abgewickelt

Jörg Reichel, Landesgeschäftsführer der dju in ver.di, sieht hier vor allem die Politik in der Pflicht. Es sei ein Skandal, dass zwei große Konzerne gemeinsam ein neues Unternehmen gründen und DuMont dabei die Möglichkeit bekomme, seine bisherige Redaktion und die dort Beschäftigten einfach abzuwickeln. „Wir brauchen eine deutliche niedrigere Schwelle für Betriebsübergänge“, sagt Reichel, „damit solche Unterschiede zwischen den einzelnen Belegschaften zukünftig nicht mehr möglich sind.“

Ab Oktober 2018 wird das RedaktionsNetzWerk Berlin GmbH die überregionalen Themen Wirtschaft und Politik für insgesamt etwa 50 Tageszeitungen aus beiden Medienhäusern bearbeiten. An der neuen Redaktionsgemeinschaft wird Madsack dann 75 Prozent Anteile halten, DuMont wird mit den restlichen 25 Prozent beteiligt sein.

Schon im November 2016 hatte DuMont die Redaktionen von Berliner Zeitung und Berliner Kurier zusammengelegt. Rund ein Viertel der Belegschaft musste gehen.

Sozialtarifvertrag läuft bis Ende Juni 2020

Nun haben die dju in ver.di, der DJV Berlin und der Journalistenverband Berlin-Brandenburg mit DuMont einen Sozialtarifvertrag abgeschlossen. Er gilt bis 30. Juni 2020 für die Beschäftigten in der bisherigen Hauptstadt-Redaktion, für die Onliner von Berlin 24 Digital und die Redakteurinnen und Redakteure der Newsroom GmbH in Berlin. Für die von den aktuellen Kündigungen betroffenen Redakteur/innen wurde zudem eine Transfergesellschaft eingerichtet, in der sie maximal zwölf Monate zu 70 Prozent ihres monatlichen Gehalts verbleiben.

Das sei zwar eine Abmilderung der akuten Situation, sagt Jörg Reichel von der dju in ver.di, aber die aktuelle Entwicklung bei DuMont, die auf einen Rückzug des Medienhauses aus der Berliner Zeitung hindeutet, sei dadurch leider nicht aufgehoben. „Ein echtes Signal von DuMont an seine Beschäftigten wäre daher der Wiedereintritt in die Tarifbindung und Beschäftigungssicherung“, so der dju-Landesgeschäftsführer.

Maren Skambraks