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Corona hat auch die Arbeitswelt verändertFoto: Willnow/dpa-Bildfunk

Covid-19 schafft eine Art neue Normalität beim Einkaufen: Bodenmarkierungen, Hinweisschilder mit Hygiene- und Abstandsregeln, Kassenschutz aus Plexiglas, Mund- und Nasenschutz, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel. Kundschaft und Belegschaft gehen inzwischen damit um.

"Es hat gerade mal drei Tage im März gedauert, da haben wir in allen Aldi-Filialen den Kassenschutz aufgebaut gehabt", sagt Ina Taute-Hässelbarth. Sie ist die Betriebsratsvorsitzende in der Aldi GmbH & Co KG Beucha. Von diesem Standort mit Verwaltung, Zentrallager und Fuhrpark werden die 103 dazugehörenden Märkte beliefert. Ein wenig länger gedauert habe es, bis die Kund*innen von den anfänglichen Hamsterkäufen abließen, Vernunft und wieder eine entspannte Versorgungssituation einzogen. Pandemieplan und Hygienekonzept unter Mitwirkung der Betriebsräte für die 1.487 Beschäftigten müssen sich im Berufsalltag bewähren: "Wir haben in Beucha Schichten getrennt, Anfangszeiten verschoben, wir mussten Duschräume schließen. Beim Fuhrpark sind die Pausen nach draußen verlegt worden, Berührungspunkte werden vermieden. In den Verkaufsräumen tragen unsere Kolleginnen und Kollegen Mundschutz, schwierig ist das bei körperlich schwerer Arbeit wie beim Be- und Entladen und Einräumen", sagt Ina Taute-Hässelbarth.

Sie weist auch darauf hin, dass für viele Beschäftigte die Arbeit schwerer geworden, eine Arbeitsverdichtung erfolgt sei. Die Stundenvergabe für die Einzelnen sei geblieben, Minusstunden würden vermieden, bei Überstunden gebe es einen Ausgleich beziehungsweise Bezahlung zum Monatsende. So sei es insgesamt mit dem Arbeitgeber geregelt.

Und je länger die Coronazeit mit den strengen Vorgaben dauere, lasse nun leider das Verständnis bei einigen Kunden nach, sagt Taute-Hässelbarth. Nicht selten sei das Personal Konflikten ausgesetzt. Auf der Habenseite der Beschäftigten stehe aber eine Prämie des Arbeitgebers in Höhe von 250 Euro pro Mitarbeiter*in bzw. 100 Euro für Azubis.

Stadtreinigung Leipzig

Die Leipziger Stadtreinigung, ein Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, hat mit ihren circa 600 Beschäftigten seit Wochen einen deutlichen Mehraufwand zu bewältigen, sagt Personalrat Hans-Jörg Barthel. Mehr Leute seien zu Hause durch Kurzarbeit und Homeoffice, es fielen mehr Restabfälle an und mancher räume eifrig in Keller und Boden auf. Damit alles gut funktioniere und auch die Abstands- und Hygienevorschriften durchsetzbar seien, wurde in dem städtischen Betrieb einiges neu geregelt: Arbeitszeitveränderungen und unterschiedliche Anfangszeiten gehören ebenso dazu wie das neue Zwei-Schicht-System. Die Kantine musste geschlossen werden, Pause werde individuell gemacht, selbst der Fahrstuhl stehe still, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Die Personalstärke bleibe die gleiche, so Barthel, der Arbeitsaufwand sei gestiegen. "Das heißt konkret, dass zwei Kollegen die Arbeit von dreien übernehmen müssen", sagt Barthel.

Birgit Tragsdorf