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Erstmals steht auch grünes, ökologisch nachhaltiges, Drehen im TarifvertragFOTO: DDP IMAGES

Nach fünf Monaten Verhandlung steht der Tarifabschluss für rund 25.000 Filmschaffende in Deutschland. Er wird ab September gelten. Die ver.di FilmUnion und die Schauspielgewerkschaft BFFS haben mit der Produzentenallianz deutliche Verbesserungen bei Arbeitszeiten, Freizeitphasen während der Dreharbeiten, Zuschlägen am Wochenende und bessere Rahmenbedingungen für Arbeitsverträge von Schauspieler*innen vereinbaren können. Dem hatten die Beschäftigten Priorität eingeräumt, wie eine im Vorfeld ermittelte Umfrage der FilmUnion unter ver.di-Mitgliedern und Nichtmitgliedern ergeben hatte. Vereinbart ist aber, ab September bis spätestens Ende 2021 abschließend auch über die Erhöhung der Gagen zu verhandeln. Erstmals wurde auch die Anforderung an grünes Drehen in den Vertrag aufgenommen. Die Regelungen haben eine Laufzeit bis Ende August 2023.

Der neue Tarifvertrag sieht etwa vor, dass in Drehzeiten mindestens zweimal pro Monat zwei zusammenhängende Ruhetage und bei längeren Produktionen mit mehr als 40 Tagen Drehzeit ab dem zweiten Monat dreimal zwei zusammenhängende Ruhetage gewährt werden müssen. Nach einem Nachtdreh ins Wochenende muss sich mindestens zweimal je Monat nach Drehtagsende eine Ruhezeit von 48 und weiteren elf Stunden anschließen. "Wir haben damit auf die Unart reagiert, nach einem Nachtdreh am Freitag einfach das Wochenende zu verkürzen", erläutert ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Bei Arbeit am Wochenende gilt ein genereller Zuschlag von 25 Prozent. Der bestehende Sonntagszuschlag wird von 50 auf 75 Prozent angehoben. Für etwaige Unstimmigkeiten bei der Auslegung der Tarifregelungen wird eine paritätisch besetzte Clearingstelle gegründet, die von jeder Tarifpartei angerufen werden kann.

Der neue Tarifvertrag trägt auch dazu bei, dass den Schauspieler*innen nicht nur die gebuchten Drehtage bezahlt werden. Anerkannt werden nun auch die Tage, die der Vor-oder Nachbereitung des Drehs dienen, etwa Kostümproben und alles rund um die Rollenvorbereitung. Dadurch sollen mehr Beschäftigte mit nur wenigen Drehtagen einen normalen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmerstatus erlangen.

Da das Filmemachen einen schlimmen CO₂-Fußabdruck hinterlässt, gibt der Tarifvertrag schließlich den Leitsatz vor, dass künftig grüne Drehanforderungen die Grundlage für das Arbeiten am Set sein sollen. Von Fintel erklärt: "Das ist erstmal ein Appell an die Beteiligten, soviel wie möglich dafür zu tun, den Fußabdruck zu verringern und die Umwelt-Berater, sogenannte green production consultants, künftig in den Vertrag mit aufzunehmen, weil sie unverzichtbarer Teil des Teams sind."

Die ver.di FilmUnion wird die Filmschaffenden in Online-Veranstaltungen über den neuen Tarifvertrag informieren.

Jenny Mansch

Termine und Details:

filmunion.verdi.de