Ausgabe 01/2007-02
Ein Sieg der Vernunft
Hannover: Handel und ver.di schließen beispielhaften Kompromiss
"Shoppen rund um die Uhr ist nicht lebensnotwendig." Diese Position hat ver.di schon immer vertreten. Für Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr bestehe kein Bedarf, vielmehr sei die Liberalisierung ein massiver Angriff auf die Beschäftigten. Diese Erkenntnis hat sich - allerdings wohl eher aus Kostengründen - mehrheitlich nun auch beim Einzelhandel durchgesetzt. Zumindest ist die neue Freiheit beim Ladenschluss in Hannovers City nicht sehr gefragt. Noch vor Weihnachten wurde ein bundesweit beispielhafter Kompromiss vereinbart.
Vertreter der großen Kaufhäuser Karstadt, Kaufhof und Sinn-Leffers haben sich mit den ver.di-Betriebsräten darauf geeinigt, ab Frühjahr 2007 lediglich an Donnerstagen und an den Adventssonnabenden bis 22 Uhr zu öffnen. Ansonsten soll alles beim Alten bleiben. Außerdem sollen nur an vier Sonntagen - am 18. März (zur CeBIT), am 22. April, am 23. September (Erntedank) und am Martinssonntag (11. November 2007) - die Läden von 13 bis 18 Uhr öffnen. Die City-Gemeinschaft sprach von einem "beispielhaften Kompromiss". Das Ergebnis trage sowohl betriebswirtschaftlichen Aspekten als auch den Interessen der Belegschaft Rechnung.
Längere Öffnungszeiten lohnen sich nicht
ver.di-Handelssekretär Dirk Hempel lobte die Übereinkunft als "eine der besten Regelungen, die unter den neuen Umständen bislang in einer deutschen Großstadt gefunden wurde". Hannover habe schon bei der Expo und der Fußball-WM lernen müssen, dass längere Öffnungszeiten sich nicht lohnten. Nun müssten Politik und Verkehrsbetriebe Strukturen schaffen, damit die Beschäftigten auch schnell und sicher am späten Abend nach Hause kämen.
Das neue Ladenschlussgesetz in Niedersachsen, das voraussichtlich im April in Kraft treten wird, sieht eine komplette Freigabe der Öffnungszeiten vor. Nur sonntags bleibt das Gros der Läden geschlossen - bis auf vier Ausnahmen im Jahr. "Viele Unternehmen überlegen noch, wann sie künftig schließen. Bei Kaufland, Penny und Edeka etwa wird jeder Standort geprüft. Lidl dagegen will nicht länger öffnen als bisher", sagt Hempel.