Erstmals seit 1919 haben Beschäftigte einer kirchlichen Einrichtung gestreikt

Das hatten selbst die größten Optimisten bei ver.di und der AGMAV (Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen) nicht erwartet. 4500 Beschäftigte folgen dem Aufruf der AGMAV Württemberg und ver.di zur Demonstration und Kundgebung am 16. März 2007 unter dem Motto "Lohnraub nicht mit uns - der liebe Gott sieht alles!".

4500 Demonstranten sagen:"Lohnraub nicht mit uns - der liebe Gott sieht alles"

Hintergrund ist ein Konflikt in der Diakonie. Für die Beschäftigten der verfassten Kirche wurde der TVöD übernommen. Das wollen die 40000 Diakoniebeschäftigten auch. Für sie gelten bisher die Arbeitvertragsrichtlinien (AVR) Württemberg. Die Arbeitgeber wollen auch die abgesenkten AVR des Diakonischen Werkes der EKD in ihren Einrichtungen anwenden können und sich damit von den tarifvertraglichen Regelungen des öffentlichen Dienstes abkoppeln. Damit verschaffen sich die diakonischen Betriebe Konkurrenzvorteile gegenüber vergleichbaren Einrichtungen und anderen Wohlfahrtsverbänden oder kommunalen Sozial- und Gesundheitseinrichtungen.

Mitarbeiter/innen beweisen viel Mut

Teilnehmer/innen der Demonstration und Kundgebung waren auch zirka 400 Beschäftigte aus sieben diakonischen Einrichtungen im ver.di-Bezirk Stuttgart. Erstmals seit 1919 haben damit Beschäftigte kirchlicher Einrichtungen gestreikt. Dazu gehörte viel Mut, denn ein Teil der Arbeitgeber versuchte, die Beschäftigten einzuschüchtern. Abmahnungen wurden angedroht, um die Mitarbeiter/innen vom Streik abzuhalten. Das hat alles nichts genutzt. Die Streikenden stellen sich zusammen mit ihrer Gewerkschaft ver.di auf den Standpunkt, dass die Kirche nicht außerhalb des Grundgesetzes steht und dass dort wie in jeder anderen Branche auch das Recht auf Streik existiert. Bisher ist auch nicht bekannt, dass tatsächlich eine Abmahnung ausgesprochen wurde.

Trotz der beeindruckenden Demonstration und des erstmaligen Streiks hat die gleichzeitig tagende Synode mit großer Mehrheit die befürchteten Verschlechterungen beschlossen.

Wolfgang Lindenmaier, stellvertretender AGMAV-Vorsitzender, und Uli Maier, Vorsitzender der AGMAV Württemberg, die für ihre Beiträge auf der Kundgebung viel Beifall erhielten, betonten unisono, dass der 16. März der erste Auftakt für weitere Aktionen in den nächsten Monaten bildet. ver.di Stuttgart wird den Kampf der Diakonie-Beschäftigten für die uneingeschränkte Übernahme des TVöD und gegen Lohn- und Gehaltssenkungen tatkräftig unterstützen.