Im Streik soll die Arbeit ruhen - auch die Leiharbeit

300 Streikende der Telekom zogen am 11. Juni, in der sechsten hessischen Streikwoche, vom Frankfurter Gewerkschaftshaus zum nahe gelegenen Baseler Platz. Dort hat die Leih- und Zeitarbeitsfirma Adecco ihren Sitz. Aus der ganzen Region Frankfurt waren Streikende gekommen, um auf das Problem Leiharbeit im Streik aufmerksam zu machen. Zunehmend versuchen Firmen, die Wirkung von Streiks durch den Einsatz von Leiharbeitnehmern zu unterlaufen. Das zeigt sich in der Auseinandersetzung bei der Telekom, ähnlich lief es bei den Druckern. Bea Müller von ver.di Hessen betonte, die Konflikte dürften nicht auf dem Rücken der Leiharbeiter ausgetragen werden.

Rechte auf dem Papier

Jeder weiß, Rechte auf dem Papier sind nicht automatisch auch Rechte im Leben. Sicher gibt es im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ein persönliches Recht zur Leistungsverweigerung bei Streiks. Und der Manteltarifvertrag der Branche schützt die Beschäftigten bei Leiharbeitfirmen davor, "am falschen Ort zur falschen Zeit", nämlich bei Streiks, eingesetzt zu werden. In der betrieblichen Wirklichkeit sind die Beschäftigten bei den Leiharbeitsfirmen jedoch enormem Druck ausgesetzt, das kam bei der Kundgebung zur Sprache. Der Ärger der Streikenden richtet sich gegen die Leiharbeitgeber, die scheinheilig behaupten, jeder Beschäftigte hätte die Wahl. Doch wer hofft, über Leiharbeit in ein festes Arbeitsverhältnis zu kommen, oder gar in der Probezeit ist, für den ist diese Freiheit eher theoretisch. Hier bietet ver.di die Möglichkeit einer solidarischen Verständigung. Denn Telekom-Beschäftigte, Leiharbeiter und Drucker sind in einer Gewerkschaft organisiert.

Die spaßige Seite

Betriebsrat Gerd Grönitz dringt darauf, dass die Tarifverträge ohne Umschweife eingehalten werden. Er fordert: keine Leiharbeit bei Streik. Die Beschäftigten dürfen von den Firmen gar nicht erst in die Betriebe geschickt werden.

Die Forderung verstimmte einige Firmen. Es gab einen Brief an ver.di, um die Veranstaltung der 300 zu verhindern und ein Lamento an Frank Bsirske. Jede ernste Sache hat eben auch ihre spaßige Seite.REB