Ausgabe 08/2007
Durchbruch in der "Familie"
Informatiker der Sparkassen streiken mit Erfolg
ver.di und die Geschäftsführung der Sparkassen-Informatik (SI) einigten sich am 5. September darauf, sofort Verhandlungen aufzunehmen. Ziel der Gespräche ist ein Tarifsozialplan für alle Beschäftigten, die von der Schließung der Standorte in Mainz, Duisburg, Köln und Karlsruhe betroffen sein werden.
Basis für die Verhandlungen, die wegen der starren Haltung des Arbeitgebers zuvor nicht möglich waren, werden zusätzliche Arbeitsplatzkontingente und soziale Abfederungen sein. Damit geht der Sozialtarifplan weit über einen klassischen Sozialplan hinaus. ver.di wird auch über Schutzrechte für die Beschäftigten, über Besitzstandsregelungen, Abfindungen und anderes verhandeln.
16 Wochen Streik
Der Durchbruch auf dem Weg zu einem Tarifsozialplan gelang nach 16 Wochen Streik - dem ersten Arbeitskampf in der Geschichte der IT-Dienstleister überhaupt. In den letzten 25 Tagen hatten die Beschäftigten der Sparkassen-Informatik ununterbrochen gestreikt. Sie protestierten damit gegen die Pläne des Managements, die vier Standorte zu schließen. Kündigungen sind wegen einer Fusionsvereinbarung bis 2011 ausgeschlossen. Die Manager hatten zwar während der vergangenen Wochen betont, dass jedem ein Arbeitsplatz an einem anderen SI-Standort angeboten wird - allerdings, wie ver.di feststellt, fast in jedem Fall in unzumutbarer Entfernung.
Die Arbeitskämpfe gehen weiter
Die Verhandlungen werden weiter von Arbeitskämpfen begleitet. Bei Redaktionsschluss streikten die Beschäftigten in Mainz, Duisburg, Köln und Karlsruhe; der Streik war für die Zeit bis zum 10. September angekündigt.
Mit der Schließung der vier Standorte bis Herbst 2008 will der IT-Dienstleister mehr als 80 Millionen Euro einsparen. Grundlage ist ein Gutachten der US-Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Die Berater empfahlen die Schließungen und berechneten die Ersparnis auf der Basis von Erfahrungswerten. Viele Beschäftigte waren wütend: Solchen Umgang sei man innerhalb der "Sparkassenfamilie" nicht gewohnt. RED