Tipps aus Erfurt

Nicaraguaner zu Gast bei den Entsorgungs-Kollegen in Gera und Erfurt

Zu einer Art Aufbauhelfer könnte die Geraer Stadtwirtschaft werden. Der kommunale Abfallbetrieb dient als Vorbild für den Aufbau eines Müllentsorgungssystems in San Marcos in Nicaragua. Auf Vermittlung des Vereins "Eine-Welt-Haus Jena" und ver.dis besuchten die Kollegen Carmen Delia Zuniga und Marcos Tulio Navarro von der mit dem Müllprojekt betrauten Kommission kürzlich die Stadtwirtschaft Gera.

Dort bestaunten sie den mit moderner Technik ausgestatteten Fuhrpark und die Möglichkeiten der hiesigen Entsorgungsexperten, die Abfälle effizient zu sammeln, zu sortieren und wiederzuverwerten - sei es durch Recycling, Kompostierung oder Verbrennung sowie die Umwandlung in Energie. Die Kollegen der Stadtwirtschaft Erfurt hatten ihnen zuvor schon die Müllverbrennungsanlage, die Kompostierung und Biogasverwertung der Landeshauptstadt Thüringens gezeigt.

Das Interesse der nicaraguanischen Besucher an der hiesigen Entsorgungspraxis ist ganz praktischer Natur. Derzeit läuft in San Marcos ein Müllprojekt. Müllentsorgung war in der nicaraguanischen Stadt bisher nicht üblich. Die Einwohner verbrannten den Müll vor ihren Häusern, mit teils schweren gesundheitlichen Folgen. Zwölf Arbeiter der Stadt sammeln und trennen nun den Müll. Sie warten gespannt auf die Erfahrungen, die Carmen Delia und Marcos Tulio aus Deutschland mitbringen.

"Eine sichere Lagerung oder Weiterbehandlung ist dringend nötig", sagt Marcos Tulio Navarro. "Wir haben als kommunaler Dienstleister weitreichende Erfahrungen im Aufbau eines Entsorgungs-Systems", sagt der Geschäftsführer der Geraer Stadtwirtschaft Dr. Ulrich Porst. "Wir bieten ihnen Hilfe an, geben unser Wissen gern an sie weiter." Denkbar wäre es, einem Kollegen aus San Marcos ein Praktikum in Gera zu ermöglichen, so dass er seine Erfahrungen schließlich in seiner Heimat umsetzen kann. Der ver.di-Fachbereich Ver- und Entsorgung will dieses Projekt mittragen.

ver.di-Landesbezirksleiter Thomas Voß lud die nicaraguanischen Gäste ein, um mit ihnen über die Arbeit von Gewerkschaften zu diskutieren. Die Gäste interessierten sich besonders für das deutsche Streikrecht und die Leistungen von Gewerkschaften für ihre Mitglieder.ANNETT WELLER