Ausgabe 10/2007
Sich immer treu geblieben
Gewerkschaftssekretär Erich Brändle überbringt die Glückwünsche von ver.di zum 100. Geburtstag
100 Jahre im Leben von Walter Robert Winterstein
Als Walter Robert Winterstein auf die Welt kam, da war Deutschland noch Monarchie, der Kaiser hieß Wilhelm. Man schrieb den 6. September 1907, als er in Chemnitz das Licht der Welt erblickte. Winterstein war schon alt genug, die Schrecken des 1. Weltkrieges und den Zusammenbruch des Kaiserreiches mitzuerleben.
Eine Lehre als technischer Zeichner schloss er erfolgreich ab und begab sich in den Jahren 1928 und 1929 auf Schusters Rappen von Chemnitz über Thüringen bis nach Kiel, Berlin und Hamburg. Von seiner Reise brachte er eindrucksvolle Zeichnungen mit, die heute zum Familienschatz zählen.
Er schwimmt nicht mit dem Strom
1929 wurde Walter Robert Winterstein in Gotha sesshaft. Er begann bei der Firma ELG und wurde Gewerkschafter. Wintersteins Maxime damals wie heute: zwischen den Interessen des Kapitals auf der einen und denen der Arbeiter und Angestellten auf der anderen Seite muss ein Gleichgewicht bestehen. Die, die das schaffen, sind für ihn die Gewerkschaften.
Als überzeugtes Mitglied hatte er während der Nazidiktatur keinen leichten Stand. Er weigerte sich wegzugucken oder mit im Strom zu schwimmen und versteckte sich in Österreich. Doch das ging nur eine Weile gut. Kurz vor Kriegsende erwischten ihn die Faschisten und zwangen ihn zu einer Funkerausbildung in Salzburg. Später gelang ihm die Flucht aus einem Kriegsgefangenentransport nach Russland. 1952 führte ihn der Lebensweg nach Söcking am Starnberger See. Dort begann er 1953 als technischer Konstrukteur bei den Isar Amperwerken, später E.ON. Mitglied seiner Gewerkschaft blieb Winterstein sein Leben lang. "Einer Überzeugung bleibt man treu, die Treue ist eine Tugend", sagt er an seinem 100. Geburtstag. Wir gratulieren!
ERICH BRÄNDLE