Brigitte Dinev (69) hat 35 Jahre als Dekorateurin, Verwaltungsangestellte und Verkäuferin gearbeitet. Heute bekommt sie 825 Euro Rente. Ihr Mann - aus Gesundheitsgründen frühverrentet - bekommt 500 Euro. Allein ihre Miete kostet 600 Euro: "Wir müssen die Reserven angreifen und ernstlich krank darf keiner von uns werden."

Die ver.di-Senioren machen mobil und wollen sich damit auch für die Jungen engagieren

"Diese Rentenerhöhung hat den Gegenwert einer Rolle Klopapier", urteilt Werner Palußek von den ver.di-Senioren. Offiziell sind die Renten in diesem Jahr um 0,54 Prozent gestiegen. Bedenkt man allerdings die Steigerungen der Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren, ist die Rechnung mit der Rolle Klopapier sogar noch zu optimistisch.

Pflegeversicherung, Zahnersatz, Pflegeleistungen und Medikamente kosten mehr. Außerdem wurde zu Anfang des Jahres die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent angehoben. Mieten, Energie und nicht zuletzt Nahrungsmittel schlagen mit steigenden Preisen ebenfalls ins Haushaltskontor. So gleicht die magere Rentenerhöhung real längst nicht einmal die Inflationsrate aus. Von wegen die Renten sind sicher, so wie es der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) gebetsmühlenartig verkündet hatte und wie es vielen immer noch im Ohr klingt. Doch auch sein Nachfolger Franz Müntefering (SPD) bezeichnet die Rentenentwicklung als "angemessen".

Der Sozialverband VdK - er vertritt die Interessen von Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranken, Senioren und Patienten - geht aktuell von einer Durchschnittsrente von 1000 Euro brutto plus 300 Euro Betriebsrente aus. Das heißt jedoch, dass ein wesentlicher Anteil der heutigen Rentner/innen mit weit weniger Geld auskommen muss. Wie die ver.di-Aktivistin Brigitte Dinev: Sie und ihr Mann haben zusammen 70 Jahre lang gearbeitet. Ihre gemeinsame Rente beträgt trotzdem nur 1325 Euro. Abzüglich aller Kosten und dem einzigen Luxus einer Monatskarte für den Nahverkehr bleiben den beiden gerade einmal 60 Euro. "Speziell die Frauen sind stark betroffen von der negativen Rentenentwicklung, weil sie meist die niedrigeren Renten beziehen", sagt Palußek.

Senioren erhalten Zuspruch aus der Bevölkerung

Deshalb haben die ver.di-Senioren eine Reihe von Protestaktionen gestartet. Bereits im August organisierten sie einen Stand in der Münchner Innenstadt: 1500 Menschen wurden erreicht. Mitte September fand dann beim Streetlife-Festival die nächste Aktion statt. Bei allen Gelegenheiten sammeln sie Unterschriften für eine angemessene Erhöhung ihrer Bezüge. Weitere Aktionen sind geplant, denn die Anteilnahme der Bevölkerung gibt Auftrieb.

Ein Generationenkonflikt soll es im übrigen nicht werden. Die Senioren betrachten ihre Initiativen auch als Verantwortung für die Jungen, die mit Riester-, Rürup- und sonstigen Renten vorsorgen sollen. "In ein paar Jahren haben die zukünftigen Alten sonst dasselbe Problem wie wir," sagt Werner Palußek.

Den Rentner/innen reicht es (nicht)!

Die Rentner/innen in München sind von "Altersarmut" betroffen bzw. bedroht. Darunter ganz besonders viele Frauen.

Die ver.di Senior/innen des Bezirks München fordern angemessene Rentenerhöhungen, mindestens aber den Inflationsausgleich.

Weitere Forderungen sind:

  • Umbau der Sicherungssysteme, so dass Altersarmut ausgeschlossen wird.
  • Ein garantiertes Niveau der Alterssicherung, das einen Lebensabend in Würde und ohne materielle Not für alle ermöglicht.
  • Eine eigenständige und ausreichende Alterssicherung für alle Frauen.

Die Rentner/innen treffen sich am Dienstag, den 30. Oktober 2007, von 13-15 Uhr am Karlsplatz (Stachus) in München zur Rentnerprotestveranstaltung. Unterstützung ist nicht nur erwünscht, sondern notwendig. "Die Beschäftigten von heute sind die Rentnerinnen und Rentner von morgen."

Nähere Informationen über Verena Steiner, Tel. 089/59977-9330