Manteltarif steht, weitere Verhandlungen sollen folgen

Das Thema Altenpflege gerät immer mehr ins öffentliche Blickfeld. Dabei geht es um Stichworte wie Pflegesätze, Personalmangel, Pflegemängel, Personalschlüssel, geringe Bezahlung. Aber auch: Engagement, motivierte Mitarbeiter, Liebe zum Beruf und Menschen, Verbesserung der Ausbildung und Forderung nach Erhöhung der Tarife.

So auch bei der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen, dessen Betriebsrat Johannes Herrmann erzählt, dass die Bezahlung seiner Kolleginnen und Kollegen sich etwas positiver gestaltet als bei privaten Pflegediensten. Herrmann vertritt im Großraum Dresden in fünf Pflegeeinrichtungen die Interessen von 550 Beschäftigten. Interessant ist, dass bis auf das Leitungspersonal die Pflegekräfte in Teilzeitbeschäftigung arbeiten, zwischen 20 und 32 Stunden pro Woche. Für diese Kolleginnen und Kollegen gab es seit 2001 keine Tariferhöhung mehr, trotz Arbeitsverdichtung.

Nun ist es ver.di gelungen, als Verhandlungspartner wieder mit den Arbeitgebern am Tisch zu sitzen. Ein erstes Ergebnis liegt vor: der Manteltarifvertrag. In entscheidenden Fragen wurde erreicht, geplante Verschlechterungen abzuwehren. Dazu gehört, die Kürzung der Nachtarbeitszeit von 23 bis sechs Uhr verhindert zu haben. Es bleibt bei der Regelung von 21 bis sechs Uhr. Dass dies gelang, war auch ein Verdienst der Beschäftigten, die mit Aktionen während der Verhandlungstermine in die Öffentlichkeit gingen. Jetzt wird ein Tarifvertrag über die Tätigkeitsmerkmale und die daraus folgende Eingruppierung angestrebt.

Hartnäckiges Ringen um 7,5 Prozent

Und dann das große Ziel: Die Forderung nach einer Tariferhöhung um 7,5 Prozent. Dabei ist die Tarifkommission auf Aktionen und Unterstützung der Beschäftigten angewiesen. Johannes Herrmann meint, dass sich ein hartnäckiges Ringen mit den Arbeitgebern anbahne. An eine Tariferhöhung wollten die nicht ran.

Auch über den Bericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen diskutieren Betriebsrat Herrmann und seine Kolleginnen und Kollegen - über Mängel wie das strikte Minutenzählen in der Pflege, das keinen Raum für Zuwendung lässt. Die eigentliche Pflege, also die Arbeit mit Menschen, nehme nur etwa 55 bis 59 Prozent der Arbeitszeit ein. Den verbleibenden Teil kosteten Wege- und Organisationszeiten und Schreibarbeiten. Demnach müsse ein verantwortungsvollerer Personalschlüssel zwischen den Kassen und den Trägern ausgehandelt werden. Ein großes Stück Arbeit für Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft.Birgit Tragsdorf