Ausgabe 01/2008-02
225 Kilometer unter Wasser
Von Birgit Sperner |Klaus Loch arbeitet als Tauchermeister und ver.di-Vertrauensmann
Klaus Loch bei einem Einsatz.
Morgens um sieben Uhr beginnt der Arbeitstag, wenn sich der Tauchermeister und seine Kollegen treffen, um die Einsätze für den Tag zu besprechen. Klaus Loch arbeitet beim Wasser- und Schifffahrtsamt in Trier. Die insgesamt fünf geprüften Taucher ermöglichen einen ungehinderten Schiffsverkehr auf Mosel und Saar. Auf rund 225 Kilometern sorgen die Kollegen vor allem für die Wartung und den Betrieb von Schleusen, Wehranlagen und schwimmenden Schifffahrtszeichen (Bojen). Diesen Beruf üben bisher ausschließlich Männer aus. "Wir sind da noch nicht so fortschrittlich, wie die Polizei", sagt Klaus Loch dazu.
Unter Wasser ist die Welt eine ganz andere
Damit alle sicher abtauchen können, wird vor jedem Tauchgang eine so genannte Gefährdungsanalyse durchgeführt. Als Leiter der Tauchergruppe ist Klaus Loch dafür verantwortlich, dass auf mögliche Gefahren hingewiesen wird und die Kommunikation mit den Verantwortlichen für die Schleusen funktioniert. Pro Einsatz wird ein Team aus zwei Tauchern und einem Signalmann gebildet. Anders als beim Hobbytauchen geht der Berufstaucher fast ausschließlich allein unter Wasser. Bis zu drei Stunden dauert ein Tauchgang in der Regel. Unter Wasser ist die Welt dann eine ganz andere.
Wenn der Himmel trüb und grau ist, freut sich Klaus Loch richtig darauf, abzutauchen. Unter Wasser ist sein Können gefragt. Die Sicht reicht bestenfalls einen Meter weit in deutschen Flüssen, im schlechten Fall ist die Hand vor Augen nicht zu sehen. Die Ausrüstung, deren Gewicht unter Wasser kaum zu spüren ist, umfasst einen Trok-kentauchanzug aus Neopren oder Latex, ein Jacket und je nach Strömung 15 bis 25 Kilo Blei. Die Vollgesichtsmaske ist seit 2001 vorschriftsgemäß mit einem Telefon ausgestattet. Früher wurde über die Sicherheitsleine kommuniziert. Vor jedem Tauchgang wurden mit dem Signalmann Zeichen abgesprochen, damit die Verständigung auch funktionierte. Heute ist die Sicherheitsleine der Schlauch, über den die Luftversorgung erfolgt und der Taucher nach dem Tauchgang hochgezogen wird. Darüber hinaus führt jeder Taucher eine zusätzliche Atemluftflasche mit sich. Falls mit der Leine etwas passiert, wird ein Schalter am Jacket umgelegt und die Versorgung erfolgt über die Ersatzflasche. "Auch wenn man das schon des Öfteren erlebt hat, ist es jedes Mal ein Adrenalinstoß, wenn die Luft wegbleibt", gesteht Klaus Loch.
Die Arbeitszeit der Berufstaucher ist im Normalfall geregelt - Montag bis Freitag von sieben bis 15 Uhr 30. Wenn jedoch etwas passiert, sind die Kollegen auch außer der Reihe im Einsatz. Von Zeit zu Zeit werden dann interessante Dinge - ein Auto, Motorrad oder ein Tresor - aus Mosel und Saar gezogen. In den Flüssen wird gern Diebesgut entsorgt, das dann auch eine Schleuse blockieren kann. Wie bei jedem Tauchgang werden die Funde dokumentiert und dann an die Polizei übergeben.
Die Ausbildung kann man nicht privatisieren
"An die Ausbildung werden hohe Ansprüche gestellt", so Klaus Loch. "Wer als Taucher arbeiten möchte, muss eine abgeschlossene handwerkliche Berufsausbildung besitzen und schon mehrere Jahre Berufserfahrung gesammelt haben." Beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier wird der Nachwuchs bisher aus der eigenen Werkstatt rekrutiert. Die gelernten und erfahrenen Maschinenbau- und Automechaniker oder Wasserbauwerker absolvieren eine zweijährige Fortbildung. Lehrgänge und Prüfungen für die Berufstaucher der Wasser- und Schifffahrtsämter in ganz Deutschland finden in dem seit 1945 bestehenden Taucherlehrbetrieb in Bergeshövede statt. Jetzt gibt es Bestrebungen, die Schule zu schließen und die Dienste privater Anbieter in Anspruch zu nehmen.
Klaus Loch ist besorgt. Die privaten Anbieter sind weder in Qualität und Umfang mit Bergeshövede zu vergleichen, noch bieten sie die maßgeschneiderten Lehrgänge für die Wasser- und Schifffahrtsämter an. Eine fundierte Ausbildung ist gerade für die Berufstaucher besonders wichtig, denn schon kleinere Versäumnisse können zum Tod führen. Klaus Loch hält es für unverantwortlich, sich hier auf Dritte zu verlassen, zumal von manchen Anbietern nicht einmal praktische Prüfungen durch- geführt werden.
Die Vergütung der Berufstaucher umfasst den Tabellenlohn und zusätzlich wird für jede Tauchstunde eine Zulage bezahlt. "Bei der Tarifrunde muss diesmal mindestens die Erhöhung herumkommen, die die Bundestagsabgeordneten für sich beschlossen haben", so Klaus Loch. Er persönlich hält die Tarifforderung von ver.di für zu niedrig, ist aber bereit für den Arbeitskampf. Als stellvertretender Personalratsvorsitzender und ver.di-Vertrauensmann wird er alles daran setzen, um auch seine Kolleginnen und Kollegen zu motivieren und bei der Stange zu halten.
Senioren sind eingeladen
Geplant ist eine kleine Rheinsteig-Wanderung von Niederlahnstein nach Oberlahnstein zum Gasthaus "Waldhaus". Treffpunkt: am 5. März um 14 Uhr am Historischen Wirtshaus an der Lahn.
Die Länge der Wanderung beträgt circa 5 km, die Gehzeit planen wir mit etwa 1,5 Stunden - bei leichter Steigung. Nähere Infos bei Hans Weinbach, Tel. 02621/5517, Anmeldung beim ver.di-Bezirk unter Tel. 0261/973550.