Göttingen: Kita-Beschäftigte streiken in der Altstadt

Hannover: Da ist mehr als Musik drin

"Jetzt sind wir dran!" In dieser Stimmung gingen in Niedersachsen und Bremen über 40000 Betroffene für mehr Geld auf die Straße. An den Warnstreiks beteiligten sich neben anderen Beschäftigte aus Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Abfallentsorgungen, Kliniken, Kitas, Sparkassen und Bundeseinrichtungen. Busse und Bahnen standen sogar zum CeBIT-Auftakt still, Abfallsäcke und Mülltonnen wurden nicht abgeholt, Kita- Türen blieben verschlossen.

"Ob Krankenschwestern, Erzieherinnen, Schleusenwärter, Politessen oder Müllwerker: Alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes - ohne Ausnahme - sind Teil der Daseinsvorsorge und machen einen guten Job. Gute Leute, die gute Arbeit machen, brauchen auch gutes Geld", sagt der für Niedersachsen und Bremen zuständige ver.di- Landesleiter Siegfried Sauer. ver.di fordert die Erhöhung der Entgelte um acht Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr.

Gehaltserhöhung als Schummelei enttarnt

In Niedersachsen und Bremen sind über 252000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes von den Tarifverhandlungen betroffen, davon 105000 in der Kommunalverwaltung und den Kindertagesstätten, 70000 in den Krankenhäusern, 25000 in den Sparkassen, 14000 bei der Müllabfuhr, der Wasserentsorgung und den Stadtwerken sowie 17000 Bundesbeschäftigte.

Sie können nicht mehr sparen

Was die meisten nicht wissen: Dreiviertel aller Erzieherinnen arbeiten in Teilzeit. So erhält eine Kita-Beschäftigte mit einer Arbeitszeit von 28,8 Stunden in Bremen 1470 Euro brutto. Ist sie ledig, erhält sie 1050 Euro netto ausgezahlt. Damit besteht ein Anspruch auf Aufstockungsleistungen nach Hartz IV.

Eine Kollegin am Sparkassenschalter bekommt 12,31 Euro brutto in der Stunde. Würde sich die Arbeitgeberseite mit der 40-Stunden-Woche sowie der angebotenen Gehaltserhöhung durchsetzen, blieben nur 17 Cent mehr in der Stunde. "Mit dieser Form der Prozentrechnung hätte kein Sparkassenbeschäftigter die Abschlussprüfung bestanden", so ver.di.

Dem Klinikpersonal wollen die Arbeitgeber eine Minusrunde unterjubeln: Die angebotene Entgelterhöhung soll mit der 2006 erzielten Zulage von 35 Euro verrechnet und die Arbeitszeit um 1,5 Stunden verlängert werden - das ergibt ein Minus von zwei Prozent. Eine Hebamme erhält inklusive Zulage 2165 Euro brutto. Berechnet man das Angebot der Arbeitgeber für 2008, würde sie 2183 Euro erhalten, also le- diglich 0,84 Prozent mehr. Und bei längerer Arbeitszeit rutschen auch die Hebammen ins Minus, "eine Mogelpackung", sagt Sauer.