Erste Streikversammlung nach Kriegsende

kusel | Am 5. März hat in Kusel in der Westpfalz im Rahmen des Tarifstreits im öffentlichen Dienst die erste Streikversammlung nach Kriegsende stattgefunden. Auch in der eher ländlichen Kreis- und Behördenstadt Kusel müssten sich doch viele Beschäftigte über die Arbeitgeber ärgern, so die Überlegung von Gunter Hein, Personalratsvorsitzender des Fernmeldesektors im Bundeswehrstandort Kusel. Aber ohne Streikerfahrung aus den Betrieben rausgehen, nach Kaiserslautern zur Kundgebung fahren? Der ver.di-Bezirk Westpfalz entschied kurzerhand, in Kusel zu streiken. Das in der Heimatstadt von Fritz Wunderlich kurzfristig ca. 80 Kolleg/innen ins Streiklokal kamen, übertraf die Erwartungen. Im Krankenhaus wurde ein OP bestreikt, vier Kindergärten blieben geschlossen. Der Unmut der Warnstreikenden über die Haltung der öffentlichen Arbeitgeber war so groß, dass sie eine spontane Demonstration durch die Fußgängerzone und vor die Kreisverwaltung machten. Und weil das der erste Streik seit Kriegsende war, sprach sich das sofort im ganzen Ort herum. Viele Fenster gingen auf, so beim Finanzamt, Sympathie und Verständnis wurden gezeigt. Am Tag danach kamen Mails mit Beschwerden, wieso sie nicht auch aufgerufen worden seien.

Privatisierung gestoppt

Im Tarifstreit um die Privatisierungspläne am Uniklinikum Düsseldorf konnte ein Arbeitskampf in letzter Minute abgewendet werden. Die kaufmännische Direktorin der Klinik erklärte in einem Schreiben an ver.di, "dass in Bezug auf die Sterilisationsabteilung weder kurz- noch mittelfristig mit einer Fremdvergabe zu rechnen ist" und auch in allen anderen Bereichen "namentlich der Wäscherei und der Küche" seien keine Fremdvergaben geplant. 97,8 Prozent der ver.di-Mitglieder in den von Privatisierung bedrohten Betriebsteilen hatten sich Mitte Februar in einer Urabstimmung für einen Streik ausgesprochen. Streikmaßnahmen standen unmittelbar bevor.