Achim Meerkamp ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand

ver.di PUBLIK | Der letzte ver.di-Bundeskongress hat beschlossen, der Bertelsmann-Stiftung bei ver.di-Veranstaltungen kein Forum mehr zu bieten. Genau das aber passiert jetzt beim Potsdamer Forum Ende Mai. Warum?

Achim Meerkamp | Das sehe ich anders. Am Potsdamer Forum für Führungskräfte im öffentlichen Dienst arbeiten ausschließlich die Hans-Böckler-Stiftung und Die Zeit mit, darüber hinaus fungieren der Luchterhand-Verlag und REFA als Service-Partner. An der Konzeption und an seiner Finanzierung ist die Bertelsmann-Stiftung nicht beteiligt. Wir wollen mit dem Forum die Attraktivität von ver.di bei den Führungskräften steigern und die gewerkschaftliche Arbeit von Vertrauensleuten, Betriebs- und Personalräten erleichtern. Das wird uns aber nicht gelingen, wenn wir nur unsere klassischen Themen präsentieren und keine kritische Auseinandersetzung mit anderen Meinungen wagen.

ver.di PUBLIK | Bertelsmann ist nicht mehr Mitveranstalter, aber in den Foren und Workshops, in denen Inhalte diskutiert werden, darf die Stiftung mitreden. Damit wird doch der ver.di-Beschluss konterkariert.

Meerkamp | Die Bertelsmann-Stiftung darf nicht mitreden, sondern sie darf ihre Positionen vertreten. ver.di geht offensiv mit ihnen um und scheut eben nicht die Auseinandersetzung. Wer das Programm und den Ablauf genau betrachtet, wird feststellen, dass wir bei der Auswahl der Referent/innen selbstredend darauf geachtet haben, eine fundierte gewerkschaftliche Meinung gegenüberzustellen. In der Kontroverse können wir zeigen, wer die besseren Konzepte hat.

ver.di PUBLIK | Konkret: Warum moderiert die Bertelsmann-Stiftung die beiden Themenkomplexe Organisations- und Personalmanagement und nicht ver.di?

Meerkamp | Erstens, Dr. Kirsten Witte von der Stiftung ist eine exzellente Moderatorin, deshalb haben wir sie engagiert. Zweitens sollten wir bei jeder Besetzung eines Workshops auf eine ausgewogene Zusammensetzung der Diskutanten achten. Darüber entscheiden aber wir, und nicht die Bertelsmann- Stiftung. Würde die Auswahl wie bei "Anne Will" durch die Moderation geschehen, dann hätte ich ein Problem damit.

ver.di PUBLIK | In der Diskussionsrunde zum Thema Public Private Partnerships (PPP) darf ein Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung erklären, welche Interessen sein Arbeitgeber hat. Welches Interesse verfolgt ver.di?

Meerkamp | PPP sieht ver.di kritisch und hat auch einen Bundesvorstands- und einen Bundeskongressbeschluss gefasst. Mit Prof. Wolfgang Gerstlberger nimmt auch ein prononcierter Kritiker von PPP teil.

ver.di PUBLIK | Was heißt das für die Zukunft des Potsdamer Forums?

Meerkamp | Das Forum ist ein Erfolgsmodell. Wir haben in fünf Jahren über 500 Führungskräften gezeigt, dass ver.di auch für sie eine attraktive Organisation darstellt. Vielleicht sind wir in der Vergangenheit nicht kritisch genug mit den Vorstellungen der Bertelsmann-Stiftung umgegangen, aktuell und für die Zukunft kann ich das aber ausschließen.