Ausgabe 06/2008-07
Das große Stühlerücken
Infotechnik wird voraussichtlich "zerfleddert"
Im Konzern des Pressehauses Stuttgart hat nach Antritt des neuen Geschäftsführers der Südwestdeutschen Medien Holding (SWMH), Richard Rebmann, das große Stühlerücken begonnen. Seit dem 5. Mai ist Christoph Reiner nicht mehr Geschäftsführer der Pressehaus Stuttgart Infotechnik (PHIT). Sein Nachfolger ist Reiner Wormitt, gleichzeitig auch Geschäftsführer der Pressehaus Stuttgart Druck (PHD) und der PHV Service GmbH, ein ausgegliedertes Unternehmen, zuständig für die Weiterverarbeitung. Reiner Wormitt teilte dem Betriebsrat der PHIT mit, dass es drei bis vier Monate dauern werde, bis er einen Überblick habe; dann werde man wissen, wie es mit der PHIT weitergeht.
Aus drei bis vier Monaten sind gerade mal acht Tage geworden - am 13. Mai teilte der neue Geschäftsführer dem Betriebsrat mit, dass nach jetziger Sicht der Dinge die PHIT nicht bestehen bleibe; die Abteilungen sollen anderen Häusern zugeordnet werden.
Konkret heißt das, die PHIT soll zerfleddert werden:
- Die IT Servicebetreuung (18 Beschäftigte) soll in das Mediensystemhaus verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Die Anzeigenproduktion (24 Beschäftigte) soll in die Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung (STZW) verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Der Bildservice (sieben Beschäftigte) soll in die Redaktionen und die PHD verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Die Abteilung Korrektorat/Seitenrevision (23 Beschäftigte) soll in die Redaktionen verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Die Redaktionstechnik (neun Beschäftigte) soll in die Redaktionen verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Die Abteilung Planung und Steuerung (12 Beschäftigte) soll in die PHD verlagert werden; Beschäftigte sollen zum Teil übernommen werden
- Die sechs Auszubildenden sollen ihre Ausbildung fortsetzen und zu Ende bringen können; dies gilt auch für die zwei Azubis, die am 1. September ihre Ausbildung beginnen
Der Geschäftsführer wies den Betriebsrat darauf hin, dass er keinen Einfluss darauf habe, wie viele Beschäftigte der PHIT in den anderen Häusern übernommen werden können. Der ganze Prozess soll drei bis vier Monate dauern - die Zeitrechnung des Geschäftsführers könnte aber auch eine ganz andere sein (siehe oben).
Der Betriebsrat der PHIT hat beschlossen, zur Wahrung seiner Interessen einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen.
ver.di-Gewerkschaftssekretär Uwe Kreft kritisiert vor allem den Versuch der Geschäftsführung, Betriebsübergänge zu umgehen, sich die Rosinen herauszupicken, um anschließend vermutlich den Rest der PHIT zu liquidieren. "Dies", so Kreft, "haben die Menschen, die sich jahrelang in den Dienst des Unternehmens gestellt haben, nicht verdient."
RED