NEUES DEUTSCHLAND, 07. NOVEMBER 2008

Parlamente brauchen Druck der Straße

Die vom Wiesbadener IG BAU-Sekretär Veit Wilhelmy beim Bundestag eingereichte Petition für ein Recht auf politischen Streik findet breite Unterstützung. Seinem Ziel ist der Gewerkschafter dadurch ein Stück näher gekommen. Es wird wieder mehr über das in Deutschland faktisch verbotene Kampfmittel diskutiert. ... Zur Unterstützung von Wilhelmys Petition hat auch die ver.di-Jugend aufgerufen. Dies deckt sich mit einem Beschluss des ver.di-Bundeskongresses 2007, der den Bundesvorstand aufforderte, sich für ein allumfassendes Streikrecht einschließlich des politischen Streiks und des Generalstreiks einzusetzen.


SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 12. NOVEMBER 2008

Zahme Journalisten

Journalisten gerieren sich gerne als die größten Kämpfer der Welt. Sie kämpfen gegen den Klimawandel, gegen Bush, für Flüchtlinge, für ein Konjunkturprogramm. Es gibt nur eine Gruppe, für die Journalisten nie kämpfen würden: für ihre eigene. Im Tarifergebnis der Zeitungsredakteure findet dies seinen Ausdruck. [...] Tarifergebnisse sind immer das Resultat von Geschäftslage und Verhandlungsposition. Die Aussichten der Branche sind nicht gut, die Position der Journalisten-Vertreter war dies nie. Der Grund: Ihre Klientel ist fast nie zum Streik zu bewegen - weil viele Journalisten in der Tiefe ihres Wesens Solisten sind, weil Streik ihnen zu proletarisch ist, weil die meisten ihre Arbeit viel zu gern machen, als dass sie Lust hätten, ihren Arbeitgebern mal Angst einzujagen. Also lassen sie ihre Gewerkschafter alleine.


HANDELSBLATT, 21. OKTOBER 2008

Gewerkschafter fremdeln mit der SPD

... Bei der NGG erhielt Müntefering nur dann eifrigen Beifall, wenn er die Gier der Bankmanager anprangerte. Ohnehin schien es, als sei die Finanzmarktkrise ein willkommenes Thema, um sonstige Differenzen zwischen SPD und Gewerkschaften ein wenig zu überspielen. Bereits auf dem SPD-Parteitag am Wochenende hatte sich gezeigt, wie das Klima nach wie vor beschaffen ist. Zu den schweren Debatten der vergangenen Jahre sagte Müntefering: "Reibung erzeugt Hitze, aber auch Fortschritt." Dann sah er ver.di-Chef Frank Bsirske an und sagte: "Ja der Frank klatscht gar nicht. Na ja, war ja auch gemein."

"Es gibt Stellen, an denen klatschen wir ganz sicher nicht", sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, dem Handelsblatt. Dazu gehöre die Agenda-Politik und die Rente mit 67. Sommer bekräftigte: "Eine Wahl empfehlung wird es von uns nicht geben."