04_handel_tarifrunde_streikjpg.jpg

So viel steht fest: Es wird weiterverhandelt in den Entgelttarifrunden für die Beschäftigten der Handelsbranchen. Nachdem der Handelsverband Deutschland (HDE) zuletzt reihenweise die Verhandlungen für den Einzel- und Versandhandel abgesagt hatte, brachte ein Spitzengespräch in der zweiten Novemberhälfte Klärung.

Inhaltlich liegen Arbeitgeberseite und die ver.di-Vertreter*innen aus den regionalen Tarifkommissionen nach wie vor weit auseinander. Auch das habe sich beim Gespräch gezeigt, so Silke Zimmer, im ver.di-Bundesvorstand zuständig für den Handel. Die bereits seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen für den Einzel- und Versandhandel sowie für den Groß- und Außenhandel bleiben also weiterhin schwierig. "Wir werden nach wie vor streiken müssen, um den Forderungen nach angemessenen Entgelterhöhungen Nachdruck zu verleihen", betont Zimmer. "Die Arbeitgeber müssen endlich begreifen, dass die Beschäftigten keinen weiteren Reallohnverlust hinnehmen werden!"

Die bisherigen Angebote in beiden Handelsbranchen bedeuten allerdings genau das: deutlich weniger Geld für Miete, Energie und Lebensmittel. So boten die Arbeitgeber den Beschäftigten in Mitteldeutschland, Baden-Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern – nach drei "Nullmonaten" – für 2023 tabellenwirksam 6 Prozent mehr Entgelt, für 2024 weitere 4 Prozent an. Hinzu käme eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 750 Euro (bei Vollzeit). Laufzeit: 24 Monate. ver.di fordert für 12 Monate Entgelterhöhungen von 2,50 Euro mehr pro Stunde sowie zwischen 175 und 250 Euro mehr für die Auszubildenden.

Auch im Groß- und Außenhandel liegen die Vorstellungen weit auseinander: Während ver.di hier 13 Prozent mehr Lohn will, bieten die Arbeitgeber 5,1 Prozent nach vier "Nullmonaten" im ersten, und 2,9 Prozent im zweiten Jahr nach weiteren drei "Nullmonaten", außerdem eine Inflationsausgleichsprämie von 700 Euro für Vollzeitbeschäftigte.

Mit Streiks in den Landesbezirken untermauerten die Beschäftigten im Handel einen Tag nach dem Spitzengespräch zwischen HDE- und ver.di-Vertreter*innen, dass den Worten möglichst bald Taten folgen sollen. Bundesweit waren 10.000 Kolleg*innen aus dem Einzel- und Versandhandel sowie dem Groß- und Außenhandel zum Arbeitskampf aufgerufen. Am 29. November gab es in Düsseldorf und Wuppertal einen Gemeinschaftsstreik von Beschäftigten der Handelsbranchen mit Kolleg*innen aus dem öffentlichen Dienst der Länder. Vorab erklärte Stephanie Peifer, Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper zur Lage im Handel: "Seit Monaten blockieren die Arbeitgeber einen Tarifabschluss. Sie bieten nur Almosen an, die für die Arbeitnehmer*innen deutliche Reallohnverluste bedeuten würden."

Prämien bei Galeria

Unterdessen ist unklar, welche Folgen das Ende November in Wien beantragte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung des österreichischen Signa-Konzerns von René Benko für das Tochterunternehmen Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) haben wird. Zugesagte Zahlungen in Höhe von 200 Millionen Euro, die den Warenhäusern nach der zweiten Insolvenz in zweieinhalb Jahren weiterhelfen sollten, sind laut Medienberichten bisher nur zu einem kleinen Teil geflossen.

"Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe. Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive", sagt Corinna Groß, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin im Handel. Groß betont, dass das Galeria-Management vorbereitet sein müsse und auf verschiedene Möglichkeiten reagieren könne, falls die Signa GmbH ihre finanzielle Unterstützung aufgrund der neuen Insolvenz nicht wie zugesagt leisten könne. "An Spekulationen wollen wir uns als ver.di sicherlich nicht beteiligen", so die Gewerkschafterin. Klar sei aber, "dass ein Eigentümer, der Kompetenz in der Handelsbranche mitbringt, eine willkommene Abwechslung und eine gute Lösung für uns und die Kolleg*innen bei Galeria wäre".

Immerhin konnte ver.di zuletzt für die noch 12.500 GKK-Beschäftigten eine tarifliche Vereinbarung aushandeln, wonach die Kolleg*innen Ende November unter anderem eine Inflationsausgleichsprämie und einen Warengutschein erhielten. Wer in Vollzeit arbeitet, bekam 400 Euro Prämie sowie einen 100-Euro-Gutschein, Teilzeitbeschäftigte in der Höhe anteilig je nach Arbeitszeit. Der Mindestbetrag bei der Prämie lag bei 100, beim Gutschein bei 25 Euro.