Eine gemischte Bilanz: Jürgen Emmenegger, ver.di-Projektsekretär, über die ersten acht Monate des Mitgliederprojekts am Flughafen München

Bei der Mindestlohn-Truck-Aktion in Freising: Projekt- sekretär Jürgen Emmenegger, Andreas Faltermaier, Vorsitzender der ver.di-Betriebsgruppe Freising, ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske (von rechts). Hinten links: Die Vorsitzende der ver.di-Flughafen- region, Monika Ludwig

Die Aufgabenstellung: Am Flughafen München sind neue Mitglieder für ver.di zu gewinnen. Es gibt dort 30000 Arbeitsplätze, täglich entstehen neue. Ein weites Feld.

Die Umsetzungsvorgaben: Vertrauensleutearbeit stärken, die Gründung neuer Betriebsräte unterstützen, Rechtsberatung anbieten.

Das Zwischenergebnis: Fast 300 Neumitglieder am Flughafen seit dem 1. Februar 2008. Rechtsberatungsangebot vorhanden, allerdings wenig wahrgenommen. Noch keine Betriebsrats-Gründung, aber die Vertrauensleute-Arbeit bei der Flughafen München GmbH (FMG) ist gestärkt. Dabei ist knapp ein Prozent der Belegschaft am Flughafen neu.

Die Bilanz ist also nicht so schlecht, aber sicher nicht das, was viele erwartet haben. Der Unorganisierte organisiert sich nicht, weil der Vorstand das beschließt. Das muss überlegt sein, und manchmal braucht das Zeit. Aber irgendwann werden sie kommen, die neuen Mitglieder. Ohne Zweifel.

Ob ich zufrieden bin mit dem Ergebnis? Natürlich nicht!

Die Erfahrung: Die meisten Mitglieder werden vor und während eines Streiks gewonnen. So beim Bodenverkehrsdienst der Flughafengesellschaft, bei der Lufthansa und ihren Töchtern. Neu: Manche werben Mitglieder aus schlechtem Gewissen, weil sie sich beim Streik nicht engagiert haben. Das ist gut und nicht schlecht!

Die Mühen der Ebenen folgen diesen Hoch-Zeiten.

Die Tagesarbeit: Zu entwickeln sind betriebliche Präsenz der betrieblichen Funktionäre, greifbare Interessenvertretung, Gewerkschaftsprofil. Nicht durch den Gewerkschaftssekretär! Der unterstützt, arbeitet zu, klärt, diskutiert, weist hin, schlägt vor. Überzeugt sein von dem, was zu tun ist, müssen vor allem andere: die ver.di-Betriebsräte, die Vertrauensleute, die Aktiven. Umsetzen müssen sie es auch. Das Projekt ersetzt nicht die Diskussion im Betrieb, wirkt nicht stellvertretend für eigene Arbeit.

Die aktiven Kolleg/innen: Betriebsarbeit systematisch zu entwickeln, kann man lernen. Das haben manche gesehen. Mitgliederwerbung zu systematisieren, kann man auch lernen. Da tun sich manche noch schwer.

Das Umfeld: manchmal ver.di-feindlich, unangenehm, unehrlich, verschlagen. Betriebsfürsten gegnerischer Organisationen reizen zur fruchtlosen Polemik. Doch die inhaltliche Auseinandersetzung sollten wir suchen - da sind wir besser. Fällt zwar schwerer - muss aber erreicht werden!

Die Hauptarbeit: das persönliche Gespräch mit Betriebsräten, Vertrauensleuten, Aktiven, Kollegen, Bündnispartnern, Politikern - in dieser Reihenfolge.

Die Perspektive: Schaun mer mal! Abgerechnet wird zum Schluss. Ob ich am Erfolg zweifle? Natürlich nicht!