Ingrid Greif, Mitglied der Tarif- und der Verhandlungskommission in den Haustarifverhandlungen bei der Städtische Kliniken GmbH (STKM), über ver.di-Forderungen und Arbeitsbedingungen

Ingrid Greif (links) mit ihrer Betriebsratskollegin Cäcilie Weis vom Klinikum Bogenhausen

ver.di PUBLIK | Die Mitgliederversammlung des Städtischen Klinikums hat die Fortführung der Erschwerniszulagen, der Münchenzulage und des Kündigungsschutzes gefordert. Welche Ziele verfolgt ver.di in den Haustarifverhandlungen mit der STKM?

INGRID GREIF | Unsere Forderungen sind: Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen für weitere sieben Jahre, also bis zum 31.12.2016. Erhalt der Erschwerniszuschläge für den alten Arbeiterbereich. Wegezeitpauschale in Höhe von 75 Euro im Bereich der Pflege; für alle sonstigen Beschäftigten, die sich nicht in der Arbeitszeit umziehen können, ein Tag Arbeitszeitverkürzung. Gestaltung der Münchenzulage: Dynamisiert gekoppelt an die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst, ein Festbetrag in Höhe von 150 Euro für die Entgeltgruppen E 1 bis E 10, in Höhe von 50 Euro für die Auszubildenden und pro Kind eine Zulage in Höhe von 25 Euro. Außerdem muss die STKM GmbH Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband bleiben. Es darf kein Outsourcing geben. Es muss eine unbefristete Übernahme der Auszubildenden auf Vollzeitstellen geben. Und wir brauchen Regelungen zum Gesundheitsschutz für ältere Beschäftigte ab 55 Jahren. Damit sind die Arbeitsbedingungen noch nicht verändert, aber zumindest sind die Beschäftigten finanziell nicht schlechter dran als vorher. Ganz wichtig ist uns dabei noch, die übergeleiteten Beschäftigten mit den seit 2005 Neueingestellten finanziell gleich zu stellen, damit alle auch die Münchenzulage und die Erschwerniszuschläge bekommen. Zurzeit bekommen die Neueingestellten weder die Zulage noch die Zuschläge.

ver.di PUBLIK | Was bedeutet es finanziell für die Beschäftigten in den Städtischen Kliniken, wenn die Münchenzulage und die Erschwerniszuschläge wegfielen?

GREIF | Je nach dem, ob der oder die Beschäftigte Kinder hat, bedeutet das etwa 100 bis 150 Euro weniger im Monat. Für die Arbeiter kommen noch etwa 50 bis 60 Euro Erschwerniszuschläge dazu.

ver.di PUBLIK | Um die Krankenhäuser steht es finanziell schlecht. Da sagen die Arbeitgeber doch sicher, es sei kontraproduktiv, mehr zu zahlen, als im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst festgelegt ist?

GREIF | Seit der Gründung der GmbH hat die STKM etwa 5,5 Millionen Euro Defizit abgebaut. Vor allem wurde das mit weniger Personal bei steigenden Fallzahlen sowie massiven Umstrukturierungen geschafft. Daraus folgte eine kaum mehr zu bewältigende Arbeitsverdichtung für das Personal. Ich denke, dass die Beschäftigten damit ihren Anteil an der verbesserten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens geleistet haben. Auch in anderen Krankenhäusern in München ist es üblich, mehr zu zahlen. Zum Beispiel bekommen die Beschäftigten der Universitätskliniken eine Ballungsraumzulage. Selbst Privatkliniken zahlen freiwillige Zulagen, weil sie ansonsten kein Personal mehr bekommen würden.

ver.di PUBLIK | Wie ist die Stimmung bei den Beschäftigten?

GREIF | Aufgrund der miserablen Arbeitsbedingungen - Beschäftigte werden aus ihrer Freizeit geholt, die Abteilungen sind oft unterbesetzt, keiner kann mehr so arbeiten, wie er es in der Ausbildung gelernt hat - gibt es bei den Leuten eine große Unzufriedenheit. Das ergab auch die letzte Personalbefragung. Wenn jetzt auch noch der Lohn gekürzt wird, wird der letzte Rest an Motivation verloren gehen.Interview: STEFAN JAGEL