700 langjährig Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz

Düsseldorf | Tränen, Wut und Verbitterung waren in den Augen der Hertie-Beschäftigten zu sehen, als der Insolvenzverwalter Ende Januar das Aus für 19 Standorte des Warenhauskonzerns Hertie bekannt gab. Betroffen sind 700 meist langjährig Be- schäftigte. Schwerpunkt der Schließungen ist das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort allein werden die Filialen in Bocholt, Duisburg-Walsum, Erkrath, Eschweiler, Essen-Altenessen, Essen-Borbeck, Herdecke, Herne, Köln-Chorweiler, Lünen, Marl und Mettmann geschlossen. Darüber hinaus sollen in der Essener Zentrale des Unternehmens rund 40 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Weiterhin stehen Warenhäuser in Bayern Niedersachsen, Hamburg und Hessen auf der Schließungsliste.

Viele Konzepte, falsche Sortimente

Seit dem Verkauf der ehemaligen Karstadt-Filialen und dann umbenannten Hertie-Filialen im September 2005 an den britischen Investor Dawnay Day, so der ver.di-Handelsexperte Johann Rösch, habe es zwar viele Konzepte und Vorstände gegeben, aber nie die richtigen Sortimente zum richtigen Zeitpunkt. Der Investor muss jetzt seine Verantwortung für die noch verbliebenen 2700 Beschäftigten an den restlichen 54 Hertie-Standorten wahrnehmen.

Ohne die Bereitschaft von Dawnay Day, in deren Besitz sich die Mehrheit der Immobilien befinden, die Mietpreise erheblich zu reduzieren beziehungsweise die Immobilien zu einem entsprechenden Preis an einen anderen Investor zu veräußern, der dann marktübliche Mieten erhebt, droht Ende Februar auch das Aus für die verbliebenen Hertie-Häuser. Johann Rösch: "Mit Mietforderungen von 15 bis 23 Prozent des Umsatzes ist es im deutschen Handel unmöglich, schwarze Zahlen zu schreiben". Das sieht auch der Insolvenzverwalter Biner Bähr so. In vielen Filialen zahle Hertie bis zu 20 Prozent des Umsatzes an Miete. Das sei von keinem Kaufhaus der Welt zu erwirtschaften, erklärte der Insolvenzverwalter nach Bekanntgabe der Schließungen. Üblich seien im Übrigen fünf Prozent. Dawnay Day muss schnellstens erhebliche Mietreduzierungen akzeptieren, um ein rentables operatives Geschäft zu ermöglichen. "Ohne diese Bereitschaft stehen alle Arbeitsplätze bei Hertie auf dem Spiel", befürchtet Rösch.

Bei der Suche nach einer Lösung sind Beschäftigte und ver.di bereit, einen Sanierungsbeitrag zu leisten. Voraussetzung hierfür ist aber ein überzeugendes Konzept eines Investors, das die Sicherheit der Arbeitsplätze garantiert. Einen Verzicht für eine ungewisse Zukunft der 2700 Menschen werde man nicht unterschreiben. Johann Rösch betont: "Die Kolleginnen und Kollegen bei Hertie lassen sich nicht verramschen."UWE REEPEN