Financial Times Deutschland 2. März 2009

Beruhigend

Der Sturm der Rezession, der in diesen Wochen über Deutschland hereinbricht, sorgt nicht überall für Panik und Aufregung. In manchen Bereichen hat er eine geradezu beruhigende Wirkung, und dazu gehört mit Sicherheit der öffentliche Dienst. Die Gewerkschaft Verdi, die sonst selten vor einem hitzigen Arbeitskampf zurückschreckt, schluckt ohne große Gegenwehr einen Tarifkompromiss für die Länder, der deutlich unter ihrer ursprünglichen Forderung liegt. Und die Arbeitgeber lassen sich trotz des konjunkturell katastrophalen Umfelds auf einen Zuschlag ein, der letzten Endes immer noch beachtlich ausfällt.


Der Tagesspiegel 2. März 2009

Gute Aussicht

Über das Gewohnte hinaus prägen drei Besonderheiten den Potsdamer Abschluss für den öffentlichen Dienst. Die Rückkehr des Staates wird flankiert durch anständige Bezahlung der Staatsbeschäftigten; der Osten hat bei den vorausgegangenen Warnstreiks eine erstaunliche Rolle gespielt, und zum Dritten ist Potsdam ein Beispiel für funktionierende Tarifgemeinschaften.


Handelsblatt 2. März 2009

Falsche Prioritäten

Die Gewerkschaften verweisen zwar gerne darauf, dass ein über Jahre hinweg gewachsenes Gehaltsgefälle zulasten des öffentlichen Dienstes dort für immer größere Probleme in Form von Fachkräftemangel sorgt. Die Klage darüber verliert jedoch in dem Maße an Glaubwürdigkeit, wie die reale Tarifpolitik andere Prioritäten setzt. Fakt ist: Zum wiederholten Mal sieht ein Tarifabschluss im öffentlichen Dienst eine Sockelerhöhung vor, die gerade nicht den Spezialisten zugute kommt.


Süddeutsche Zeitung 2. März 2009

Mehr ist nicht drin

Immerhin liegt der Abschluss deutlich unter der ursprünglichen Gewerkschaftsforderung von acht Prozent Entgelterhöhung für ein Jahr und mindestens 200 Euro Plus für untere Gehaltsgruppen. Selbst der hartgesottene Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hat am Ende eingesehen, dass solche Vorstellungen fern jeder Realität waren. [...] Wichtiger selbst als die nun beschlossene Erhöhung um 100 oder 200 Euro im Jahr ist die Jobgarantie im öffentlichen Dienst. Dessen Mitarbeiter, und zwar nicht nur die Beamten, sind praktisch unkündbar. Dieses Versprechen ist mit Geld gar nicht aufzuwiegen in einer Zeit, da immer mehr Deutsche mit Kündigung rechnen müssen. Die Mitglieder von Verdi, deren Zustimmung noch aussteht, wären gut beraten, ohne große Debatte zuzustimmen. Mehr ist sicher nicht drin.