Ausgabe 03/2009
Wenn eine Aufgabe vom Himmel fällt...
...nimmt sie Hilde Rektorschek an - von der Vertrauens- zur Sozialarbeit
Angelieferte Waren für die Tafel werden begutachtet
Als junge Frau macht die Marburgerin Hilde Rektorschek eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten. Sie bleibt zuhause, als sie ihre Tochter bekommt. Damals sieht sie keine andere Möglichkeit. Zwölf Jahre lang. Danach steigt sie wieder ein - und die Aufgaben purzeln auf sie zu. Sie nimmt die Aufgaben an. Sie arbeitet an der Philipps-Universität, wird Vertrauensfrau - damals für die Gewerkschaft ÖTV. Es sind die turbulenten 80er und 90er Jahre der universitären Selbstverwaltung. Zwischen den drei Gruppen - Studenten, nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern, Professoren - tun sich Gräben auf. Wenn Hilde Rektorschek sich daran erinnert, dass sie von Professoren als Konventsvorsitzende vorgeschlagen wurde, scheint sie immer noch erstaunt, aber stolz auf jeden Fall. Ihr Arbeitsrezept: "Ich habe erst einmal genau hingehört, was die Einzelnen wollten." Danach war es nicht mehr schwer, zu vermitteln. So scheint es zumindest, wenn sie heute zurückblickt.
Ohne die Verwaltungsangestellten könnte nichts laufen im betrieblichen Alltag. Aber hohe Universität als normaler Betrieb? Diese Sicht ist neu. Es entsteht eine Fotoausstellung "Arbeitsplatz Universität", die auch vor Jahren im Frankfurter Gewerkschaftshaus zu sehen war. Sie wandert von Marburg und Frankfurt aus über Berlin in die Welt und ist noch immer jederzeit abrufbar.
Heute ist Hilde Rektorschek 62 und Rentnerin. Aber Ruhe gibt sie nicht. Am Herzen liegt ihr das Projekt "Tafel". Als Gewerkschafterin kennt sie sich in der Vertretung von sozialen Basisinteressen aus. Sie hat erlebt, wie Menschen aufblühen können, wenn die Bedingungen stimmen. Und sie hat genau hingehört, wenn Erwachsene unter Ausgrenzung leiden, weil jede Busfahrt zum Problem wird. Sie hat genau gesehen, wenn Kinder zu wenig Möglichkeiten haben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Deshalb hat sie ein neues Projekt im Kopf. Sie will darum werben, dass ortsansässige Vereine Kindern aus Familien am Rand der Gesellschaft ein Angebot machen: Komm kostenlos zum Turnen, komm musizieren, komm rein. Hilde Rektorschek sagt, sie habe nicht nach Aufgaben gesucht, sie sind ihr zugefallen. reb