Und den Vaterschutz dazu

PETRA WELZEL ist Redakteurin bei ver.di PUBLIK

Als sei das Kind mit dem Bade ausgekippt worden: Alle schreien auf, weil die Europäische Kommission einen einheitlichen Mutterschutz in der EU möchte. In Deutschland kämen da zu den bisher insgesamt 14 Wochen weitere vier Wochen hinzu. So wenig Mutterschutz wie hierzulande haben nur noch die Frauen in Schweden und auf Malta. Irland mit 26 Wochen und Bulgarien mit 45 Wochen müssten ihren Schutz runterfahren. Doch allenthalben werden die nationalen Wickelzeiten gepampert und verteidigt.

Allen voran in Deutschland wehrt sich Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gegen das europäische Ansinnen. Würden vier Wochen mehr Mutterschutz doch die Arbeitgeber teuer zu stehen kommen, und somit Frauen als Bewerberinnen wieder im Nachteil sein. Doch schon das erste Argument stimmt nicht. Denn der Mutterschutz wird in Deutschland von den Krankenkassen und aus einem Fonds finanziert, in den alle Arbeitgeber einzahlen müssen, auch die, die keine Frauen beschäftigen. Was wiederum das zweite Argument ad absurdum führt.

Also muss auch noch der Karriereknick herhalten. Dass der bei Frauen bekanntermaßen dann eintritt, wenn sie ihrem Arbeitsplatz ein Jahr oder länger fernbleiben - in Deutschland können sie das nach wie vor drei Jahre lang tun - ist vielfach belegt. Dass Männer diese Auszeiten weiterhin eher selten nehmen, ist tatsächlich ein Problem. Einen Monat mehr für Mutter und Kind nach der Geburt könnte hingegen allen zugute kommen. Vermutlich würden viel mehr Frauen nach drei Monaten wieder in den Beruf einsteigen als bisher nach zwei Monaten oder einem Jahr. Allein aus dem Grund, dass fast jede Mutter nach einem Vierteljahr wieder mit beiden Beinen im Leben steht.

Und was spricht eigentlich gegen einen gesetzlichen Vaterschutz? Die Männer könnten dann die nächsten drei Monate das Kind baden und die Krippeneingewöhnung übernehmen. In Zeiten, in denen Sabbaticals Männerkarrieren keinen Abbruch tun, dürften drei Monate dies erst recht nicht. Aber es wäre ein echter Schritt in die Emanzipation - unserer Gesellschaft.