Griechisches Amt

Angeliki Mountaki ist Angestellte bei einem kommunalen Bürgerdienstleistungszentrum

Ich habe natürlich schon früher Erfahrungen mit der griechischen Bürokratie gemacht, so richtig kenne ich sie aber erst, seit ich in einem griechischen Bürgerdienstleistungszentrum (KEP) arbeite. Die helfen Leuten, Anträge zu stellen. Wir fordern die notwendigen Papiere von anderen Ämtern an. Es ist für die meisten Leute schwer, selbst alle Papiere zusammenzukriegen.

Ich habe Musikwissenschaft studiert, aber es hätte mir keinen Spaß gemacht zu unterrichten. Meine Arbeit im KEP kommt meiner Vorstellung eher entgegen. Ich helfe gern anderen.

Nichts als Papiere

Vor Arbeitsbeginn haben wir ein paar Tage eine Ausbildung bekommen. Aber das Meiste haben wir erst bei der Arbeit gelernt. Das Gute war, dass wir anfingen, als KEP gegründet wurde. So war der Lernprozess zweiseitig: Die Menschen merkten, dass es uns gibt, gleichzeitig haben wir gelernt, was KEP machen kann.

Manche Dinge sind einfach. Wenn jemand seine Geburts- oder Heiratsurkunde braucht, füllen wir einen Antrag an die Heimatgemeinde aus und schicken ihn per Fax. Wir kriegen das Papier, rufen den Kunden an, und der holt es sich bei uns ab. Schwieriger ist eine Änderung der Meldeadresse. Man wählt in Griechenland dort, wo man gemeldet ist, meist im Geburtsort. Wenn man seine Meldeadresse ändern will, weil man dort wählen möchte, wo man wohnt, werden viele Papiere nötig. Die neue Gemeinde will die Ehebescheinigung, Geburtsbescheinigungen der Kinder und Nachweise über die Eintragung ins Stammbuch. Wenn jemand zwei- oder dreimal geheiratet hat, braucht es auch noch diese Ehebescheinigungen, Scheidungsurkunden und wieder alle Papiere für die Kinder. Mir ist so ein Fall untergekommen, als ich noch ganz neu war...

Auch einfache Papiere haben ihre Tücken. Für eine Wohnsitzbescheinigung darüber, dass jemand unter der und der Adresse zu finden ist, will jede Gemeinde andere Nachweise sehen. Eigentlich müsste das Verfahren einheitlich sein. Aber eine Gemeinde will die Steuerbescheinigung, der anderen reicht eine Stromrechnung. Dafür braucht man Geduld. Für jedes Amt lernen wir einzeln, was es will.

Protokoll: Heike Schrader