Die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte in Bayreuth erinnert noch heute an den Gewerkschafter

Das Geburtshaus Leuschners in Bayreuth

Bayreuth ist nicht nur die Stadt Richard Wagners, auch der Gewerkschafter und Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner wurde dort am 15. Juni 1890 geboren. Er begann 1903 eine Lehre als Holzbildhauer und trat in den Holzbildhauerverband und die SPD ein. Er wurde ein herausragender Vorkämpfer für die Rechte der Arbeiterschaft.

1919 wurde er zum Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells in Darmstadt gewählt und stieg in Gewerkschaft und Partei rasch auf. 1928 wurde er zum hessischen Innenminister. Er sorgte für die Demokratisierung des Volksstaates Hessen und war konsequenter Gegner der Nationalsozialisten.

1933 in den Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) gewählt, sollte er die Nachfolge Carl Legiens als Vorsitzender antreten. Durch die Verhaftung des Bundesvorstands am 2. Mai 1933 scheiterte der Plan. Schon vorher hatte Leuschner sich im April 1933 um Bildung einer Einheitsgewerkschaft mit den weltanschaulich getrennten deutschen Gewerkschaften bemüht.

Mit Jakob Kaiser, dem christlichen Gewerkschafter, hielt er Kontakt. Als Leuschner 1934 nach einjähriger Kerkerhaft in verschiedenen Konzentrationslagern wieder in Freiheit kam, baute er mit Kaiser erste Zellen des Widerstands verschiedener Gewerkschaftsgruppen im Reichsgebiet auf. Seit 1938 baute er Brücken zu Widerstandsgruppen aller weltanschaulichen Kreise und knüpfte ein reichsweites Netz von Vertrauensleuten. Diese sollten nach dem Sturz Adolf Hitlers die Macht übernehmen und einen demokratischen Neuaufbau bewerkstelligen.

Leuschner war der Führer der Arbeiterschaft, ohne den die Militärs den Staatsstreich vom 20. Juli 1944 niemals gewagt hätten. Nach dem Scheitern des Umsturzes wurde er im August 1944 von der Gestapo verhaftet. Am 29. September 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Am Abend vor seiner Hinrichtung hinterließ er sein Vermächtnis: "Schafft die Einheit." Dieses politische Testament Leuschners war das geistige Fundament der Einheitsgewerkschaft, wie sie im DGB vor 60 Jahren verwirklicht wurde. Auch der FDGB in der 1949 gegründeten DDR ging von diesem Vermächtnis aus. Die in vier Jahrzehnten getrennten Wege der Gewerkschaften während des Kalten Krieges wurden mit der "friedlichen Revolution" von 1989 im DGB zusammen geführt. An dieses Vermächtnis Leuschners sollte in der Diskussion über die Zukunft der Gewerkschaften mehr erinnert werden.

An das politische Erbe Wilhelm Leuschners erinnert seit 2002 in seinem Geburtshaus in Bayreuth die Wilhelm-Leuschner-Stiftung. Sie wurde 2002 von Gewerkschafter/innen gegründet und sorgt für das Weiterleben der Erinnerung in der Städtischen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte mit pädagogischer Begleitung für die Besuchergruppen.Wolfgang Hasibether

www.wilhelm-leuschner-stiftung.de