Findet deutsche Gewerkschaften cool: Ken Loach

Der britische Regisseur Ken Loach bei ver.di Hessen

Eine resolute junge Frau beantwortet das Grabschen am Po mit einem Glas Wein im Gesicht ihres Arbeitgebers. So weit, so sympathisch. Sie verliert aber ihren Job. Was die können, kann ich auch, lautet ihre Devise. Und wird selbst Arbeitgeberin, kauft und verleiht Arbeitskräfte, immer häufiger Illegale. Sie wird Teil eines Systems, verinnerlicht es, verkörpert es schließlich. Auf ihrem Motorrad rast sie hinter jeglichem Gewinn her. 300 Besucher kamen Ende April ins Frankfurter Kino Metropolis, um sich den packenden Film des britischen Regisseurs Ken Loach anzusehen, um mit ihm und mit hessischen Gewerkschaftern zu diskutieren. It's A Free World lautet der Titel des Films - frei im Verschachern von Arbeitskräften quer über den Globus, frei von sozialen Bedingungen, frei von Menschlichkeit. Der Film liefert kein Happy End. Gerade deshalb provoziert er. In der anschließenden Diskussion verwies unter anderem Sibylle Lust, die stellvertretende Landesleiterin von ver.di, darauf, wie weit diese "freie Welt" schon in viele Branchen vorgedrungen ist: ins Bewachungsgewerbe, ins Friseurhandwerk, zu den freiberuflichen Medienschaffenden, den vielen Frauen in prekärer Beschäftigung. Mindestlohn und andere soziale Haltelinien müssen eingezogen werden. Stefan Körzell, der hessische DGB-Vorsitzende sagte, der Film bringe die Dramatik der Arbeitswelt auf den Punkt. Ein Lob für die deutschen Gewerkschaften gab es von Regisseur Ken Loach. Für ihn als Briten sei es ungewohnt, dass kulturelle Beiträge in die soziale Debatte einbezogen werden.REB