In der Branche breitet sich Kurzarbeit aus

Es ist Urlaubszeit, und die deutschen Weltenbummler wollen weniger verreisen: nicht mehr so weit, nicht mehr so oft, nicht mehr so teuer. Und das Telefon ersetzt eine angenehme Geschäftsreise. Umsatzeinbußen von 20 Prozent und mehr - das bekommen auch die Beschäftigten der hessischen Touristikbranche zu spüren. Wenn aber die Kassen knapper werden, schielen die Arbeitgeber zuerst auf Einsparungen beim Personal. Die Kleineren der Branche kündigen schnell, die Größeren setzen eher auf Kurzarbeit.

Kurzarbeit unterstützen

Beatrix Müller von ver.di Hessen ist deutlich öfter als in den vergangenen Jahren damit konfrontiert. Ihre Tätigkeit in der Branche konzentriert sich zurzeit darauf, bei Kurzarbeit Betriebsvereinbarungen zu unterstützen oder im Einzelfall zu beraten. Kurzarbeit ist ein tiefer Einschnitt. Viele Kunden glauben, Reiseverkehrskaufleute hätten einen Traumberuf mit gutem Gehalt und verbilligten Reisemöglichkeiten. Dabei liegen die Einkommen oft auf sehr niedrigem Niveau - vergleichbar mit dem Einzelhandel. Die Reise, die man verkauft, ist oft für sich selbst unerschwinglich. Es zählt jeder Cent. Außerdem ist die Personaldecke häufig so dünn, dass Kurzarbeit zu extremer Arbeitsverdichtung führen kann.

Bloß nicht auflösen

Bisher wurden in Hessen mit Unterstützung von ver.di Vereinbarungen ab- geschlossen, nach denen das Kurzar- beitergeld durch den Arbeitgeber aufgestockt wird. Natürlich müssen die Betriebsräte gerade auch in Bezug auf den Umfang der Kurzarbeit einbezogen sein. Die Gehaltseinbuße muss so gering wie möglich gehalten werden. Das Wichtigste aber ist: Durch den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wird Arbeitslosigkeit weitgehend verhindert. Auf die so genannte einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses sollte sich niemand einlassen. Beatrix Müller berät hier gern: beatrix.mueller@verdi.de