Ausgabe 06/2009-07
Betriebsalarm
Betriebsratsalarm
Druckerei flyeralarm behindert Wahl
Würzburg | Rausschmisse, Strafversetzungen, Sanktionen: Mit diesen Methoden wird in der Würzburger Onlinedruckerei flyeralarm versucht, gewerkschaftliches Engagement zu verhindern. Vier Beschäftigte erhielten inzwischen fristlose Kündigungen, eine Mitarbeiterin bekam die Kündigung. Ein befristeter Vertrag wurde nicht verlängert. Im Mai stellte ver.di Bayern Strafantrag gegen die beiden Geschäftsführer/innen von flyeralarm wegen Behinderung einer Betriebsratswahl.
Betriebsumbau in aller Stille
Im Oktober 2008 hatte ver.di auf Initiative von Beschäftigten der Onlinedruckerei zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Gewerkschaftssekretär Peter Baumann informierte darüber, wie Betriebsratswahlen ablaufen und welchen Sinn sie haben. Bei der Geschäftsführung sorgte das für Aufregung. Was vielleicht daran lag, dass zu diesem Zeitpunkt bereits in aller Stille an der Umstrukturierung des Betriebs gearbeitet wurde.
Im April kam heraus, dass die GmbH inzwischen in vier Betriebe gespalten ist. Handelsregisterauszügen zufolge wurde das Unternehmen schon im Sommer 2008 geteilt, doch die Beschäftigten wurden erst vor kurzem darüber informiert.
Noch bevor ver.di am 13. Mai eine Versammlung zur Einleitung der Betriebsratswahl veranstalten konnte, formierten sich an den Standorten Würzburg und Greußenheim drei von der Geschäftsführung initiierte Wahlvorstände, großenteils aus Betriebsratsgegnern.
Eine Arbeitnehmervertretung gibt es beim Onlineprint-Marktführer noch immer nicht. Die Wahlvorstände beantragten beim Arbeitsgericht eine Überprüfung, ob die drei neuen Firmen unter der Holding der flyeralarm GmbH überhaupt betriebsratsfähig sind. Gerichtstermin ist am 21. Juli. Für Peter Baumann deutet alles auf bewusste Verzögerung hin. Ziel sei vermutlich, die Umstrukturierung ohne Einflussnahme eines Betriebsrats abwickeln zu können. Dabei hätte die Onlinedruckerei einen Betriebsrat dringend nötig, urteilt Baumann. Es existiert keine Tarifbindung, Arbeitsverträge werden frei verhandelt. Die meisten der 550 Beschäftigten an den zwei Standorten im Raum Würzburg sind ungelernte Kräfte. Nach ver.di-Informationen bewegen sich die Bruttogehälter bei einer 40-Stunden-Woche zwischen 1 300 und 1 500 Euro.
Prisca Hein