Titel "Fair ist mehr" ver.di PUBLIK 05_2009

Gerade habe ich die neue Ausgabe der Publik erhalten, die ich sonst gern lese. Ich unterstütze die Forderung "Fair ist mehr", weil auch die Verbraucher – und sicher viele ver.di-Mitglieder – mit ihrer permanenten Schnäppchenjagd zu immer geringeren Löhnen und dem Abbau von Arbeitsplätzen im Einzelhandel beitragen. Die Werbebeilage von DocMorris im 55plus-Magazin dabeiSein widerspricht dem völlig. Demnächst finde ich vielleicht auch noch eine Werbebeilage von Lidl in unserer Zeitung. DocMorris bedient ja gerade das "Geiz ist geil-Feeling". Das kostet Arbeitsplätze von angestellten Apothekerinnen und Apothekern, von PTA's und PKA's.

Klaus-Dieter Gössel, Berlin


Artikel "Die Spuren im Netz" ver.di PUBLIK 05_2009

"Wie schütze ich mich", fragt Daniela Fritsche in ihrem Artikel; einer ihrer Tipps ist: "Google ignorieren." Abgesehen davon, dass der einzige im Artikel genannte Link zu "Google Video" führt: Wie viele Male haben ver.di Publik-Redakteure die Suchmaschine beim Erstellen der letzten Ausgabe genutzt? Also bitte. Ein paar sinnvolle Alternativtipps zum "Datenkraken" anzugeben, wäre praktischer gewesen, als diese Heuchelei.

M. Morgenstern, Dresden, PER GOOGLE MAIL


Brennpunkt "Marktfreiheit über alles?"ver.di PUBLIK 05_2009

In dem Artikel wird zu Recht die Dominanz der Wettbewerbsideologie beklagt. Die Dominanz ist erklärlich.

Denn (fast) alle gesellschaftlichen Kreise – selbst Gewerkschaften und links orientierte Politiker – sind total auf die Alleingeltung der Marktwirtschaft fixiert. Alternativen scheint es für sie nicht geben zu können. Oder nicht geben zu dürfen? Eine Alternative wäre zum Beispiel eine Hybridwirtschaft, also die Koexistenz und das Zusammenwirken von zwei völlig unterschiedlichen Wirtschaftssystemen (Marktwirtschaft plus Fürsorgewirtschaft), jedes System mit seiner eigenen Methode für die Wertschöpfung. In Natur und Technik sind hybride Systeme durchaus erfolgreich und ein Normalfall. Warum sollten sie es nicht auch im Bereich der Wirtschaft sein können?

Gerhard Hein, Hamburg


Leserbrief "Unmündige Patienten" ver.di PUBLIK 05_2009

Ich sehe es gar nicht so, dass fast alle Menschen betreffs der Schutzimpfungen "unmündig" sind. In diesem Land schon gar nicht. Wären sie es, wäre die Durchimpfungsrate – und sie ist für einen umfassenden Schutz der Bevölkerung mit entscheidend – bedeutend höher. In der DDR hat sich die Impfpflicht zu wichtigen Krankheiten wie Diphtherie, Wundstarrkrampf usw. ausgezeichnet bewährt. Sie wurde meist staatlich für die Kinder in den Kindergärten so organisiert, dass die Eltern es nicht vergessen konnten. Niemand hat es als Zwang empfunden, zumal es immer Ausnahmen gab und die Impfung nicht, wie man es im Westen vielleicht annimmt, mit der MP durchgesetzt wurde. Milliarden Menschen auf der Welt wären heute sicher froh, wenn sie diese kostenlose lebensrettende Leistung erhalten würden.

Gerhard Ulbrich, PER E-MAIL


Artikel "Auferstanden aus Ruinen" ver.di PUBLIK 05_2009

Ein Spezial zum Thema "Wellness" zu machen, ist angesichts der zunehmenden Arbeitsbelastung, der Verdichtung des Arbeitstaktes und -pensums in fast allen Bereichen ein Beitrag, der sicher viele Mitglieder anspricht. Der Erhalt und die Förderung der Gesundheit sind hohe Ziele und gesundheitliche Aufklärungsarbeit somit ein Thema, das unsere Gewerkschaft im Interesse ihrer Mitglieder aufgreifen soll und muss. Inwiefern die von Eurem Beitrag kritiklos präsentierte Osteopathie diesem Anspruch gerecht werden kann, muss ich in zweierlei Hinsicht in Frage stellen. Medizinisch betrachtet ist die Vorstellung, in Meridianen blockierte Körpersäfte seien die Ursache verschiedener Krankheiten, ein anachronistisches Relikt aus der Zeit vor der Entdeckung des Blutkreislaufs durch William Harvey im 17. Jahrhundert. Was den Artikel so problematisch macht, ist jedoch seine Schlussfolgerung. In quasi derselben Woche, in der die konservative Ärzteschaft den Ausbau der für sie lukrativen Eigenbeteiligung der Patienten fordert, ist es ein politischer Fauxpas, den Gewerkschaftsmitgliedern zu empfehlen, 50,- Euro (!) pro Behandlungsstunde (im Fall der Autorin also 100,- Euro im ersten Monat) seien eine, Zitat: "erschwingliche Perspektive" für ein (IGeL)-Verfahren, dessen Wirksamkeitsnachweis aussteht. Angesichts der Tatsache, dass die Arbeitnehmer/innen immer mehr eigene Zuzahlungen für Kassenbeiträge, Praxisgebühren, Vorsorgemaßnahmen, Medikamente und stationäre Behandlung aufbringen sollen, ist diese vollkommen unkritische Darstellung blanker Zynismus und konterkariert Forderungen nach frei zugänglicher, hochwertiger medizinischer Versorgung für alle.

Thomas Kunkel, Arzt, Berlin


Artikel "Wirbel bei Arcandor" ver.di PUBLIK 05_2009

Vorab: Das Mitgliedermagazin wird immer besser! Zu Karstadt muss ich aber auch noch meinen Senf dazu geben: Herr Th. Middelhoff ist nicht umsonst bei Mohndruck/Bertelsmann gefeuert worden.

Durch den Verkauf der Karstadt-Grundstücke und -Häuser haben sich ein paar Nasen – so auch er selber – eine goldene Nase verdient! Wie schon bei Mohndruck schwärmte

Herr Middelhoff von seiner guten Leistung - unterm Strich bleibt allerdings verbranntes Land und für Herrn Middelhoff eine super Rendite auf seine Grundstücksanteile. Wer sich so schamlos bedient, sollte auch ins Licht gezerrt werden!R. Lerche, Dortmund


Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst

Ich habe völliges Verständnis für das Anliegen der ErzieherInnen, auch wenn ich mittlerweile den dritten Streik in fünf Jahren miterleben muss. Eine weitere Mutter und ich haben uns z.B. bereits vor diesem Streik zumindest teilweise erfolgreich an die Stadtverwaltung Tübingen gewandt, um den Betreuungsschlüssel zu verbessern. Auch während dieses Streiks habe ich gegenüber der Stadtverwaltung meine Unterstützung für die KITA-MitarbeiterInnen in einem Schreiben kundgetan. Allerdings scheint der Protest der ErzieherInnen und der Eltern die Kommunen nicht wirklich zu treffen, sparen sie doch einen Haufen Geld – und ein Rechtsanspruch auf Erstattung der Betreuungsgebühren oder gar des Verdienstausfalls haben Eltern, so scheint es, nicht, sobald die jeweilige Kommune auch nur eine Notgruppe anbietet. Was mich an ver.di (und in gewissen Sinn auch an den MitarbeiterInnen der KITAS) stört: Es scheint ver.di sch...egal zu sein, wie die Eltern (vor allem die berufstätigen Mütter!) in der Streiksituation den Alltag organisieren: Verstörte Kleinkinder in überfüllte Notgruppen stecken, beim Arbeitgeber (dem es in der Regel auch wurscht ist, was seine Mitarbeiterin für Privatprobleme hat) schon wieder einen freien Tag erbetteln, mit anderen Müttern "Jobsharing+Kindertausch" betreiben...? Da ich bestimmt nicht die einzige alleinerziehende, berufstätige Frau bin, die sich kein Kindermädchen "bei Fuß" leisten kann, trifft der Streik die Falschen, oder? Wie gesagt: Protest gegen die Arbeitsbedingungen und auch gegen das geringe Gehalt sind angebracht. Aber wie wäre es mal mit kreativeren Protestformen, die nicht die Eltern, sondern tatsächlich die Arbeitgeber treffen?

Barbara Lupp, PER E-MAIL


Kommentar "Bessern wir uns" ver.di PUBLIK 05_2009

So sehr ich die Arbeit von ver.di zur Aufdeckung und Beseitigung der sklavenhalterischen Arbeitsbedingungen in Discountern auch befürworte und unterstütze, mir bleibt trotz intensiver Behandlung des Themas bei ver.di stets verborgen, was ich als Verbraucher aktiv gegen diese Missstände tun kann. Die genannten Argumente halte ich für unzureichend. Fakt ist, dass die Discounter die Vielfalt des Einzelhandels in Innenstädten und Wohngebieten sehr stark eingeschränkt haben. Klassische Geschäfte wie den Tante-Emma-Laden, das Kaufhaus oder den Lebensmittelhändler wurden aus dem Straßenbild fast vollständig verbannt. Selbst wenn ich von der Jagd auf Non-Food-Schnäppchen im Discounter Abstand nehme und ausschließlich Artikel des normalen Sortiments erwerbe, bin und bleibe ich ein Teil des Teufelskreises Billigdiscounter. Letztendlich entsteht dieser Teufelskreis vor allem aber dadurch, dass das Einkaufsverhalten von den finanziellen Möglichkeiten der Verbraucher abhängt. So bleibt zum Beispiel der Gang zum Wochenmarkt oder der Kauf von Kaffee aus fairem Handel für viele ein seltener Luxus. Es reicht meiner Meinung nach einfach nicht aus, den Verbraucher Qualität einfordern zu lassen, denn es ist nicht neu, dass Qualität oft eine Frage des Preises ist.

So wichtig es auch aus meiner Sicht ist, die Verbraucher zu bewusstem Kaufverhalten aufzufordern, kann man nicht grundsätzlich behaupten, dass alle Verbraucher "ihr Gewissen am Supermarkteingang abgeben". Sie haben schlicht und ergreifend nicht immer die Wahl.

Antje Kummich, Hannover


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