Widerstand bei Wohlthat

BERLIN | Der zweitgrößte Buchhandelskonzern Deutschlands, die Deutsche Buch Handels GmbH & Co.KG (DBH), will in großem Umfang Personal abbauen. Die DBH steckt hinter Namen wie Hugendubel, Weltbild plus, Weiland, Habel oder auch Wohlthat. In den meisten Unternehmen leisten die Beschäftigten gegen die Sparmaßnahmen des Konzerns keinen Widerstand. Bei Wohlthat in Berlin sieht das anders aus: Die DBH zwingt ihr Tochterunternehmen Wohlthat'sche Buchhandlung, ein Viertel der Beschäftigten zu entlassen beziehungsweise nur mit erheblicher Reduzierung ihrer Arbeitszeit weiterzubeschäftigen. ver.di Berlin-Brandenburg sieht darin einen weiteren ungeeigneten Versuch, Umsätze zu Lasten des Personals und der Kundschaft zu generieren. "Service wird wohl künftig bei Wohlthat nicht mehr geboten. Stattdessen lässt man verbleibendes Personal unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten und bezahlt gelernte Buchhändler und auch Aushilfen deutlich unter Tarif", sagt Janet Dumann, zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin. Das Netz der Wohlthat ́schen umfasst in Berlin noch 16 Standorte. Nach Angaben des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Mark Schneider wurden in Berlin befristete Arbeitsverträge bereits seit Monaten nicht verlängert, nun werde es auch "für rund 25 Prozent der knapp 90 fest angestellten Mitarbeiter" ernst. ver.di hat das Unternehmen zum unverzüglichen Abschluss eines Sozial- Tarifvertrages aufgefordert.


Warnstreik beim "Echo"

FRANKFURT | Mitte September ist die Nachtschicht bei der Echo Druck und Service GmbH in einen zweitägigen Warnstreik getreten. 130 Beschäftigte stehen vor der Kündigung und wollen eine Abfindungsregelung von zwei Monatslöhnen pro Beschäftigungsjahr sowie eine Finanzierungs- und Beschäftigungsgesellschaft durchsetzen. Hintergrund ist die Schließung der Druckerei des Darmstädter Echos im kommenden Jahr und die Verlagerung des Druckbetriebes in ein neues Druckzentrum nach Rüsselsheim. Dort soll voraussichtlich nur 30 der betroffenen Beschäftigten eine Weiterbeschäftigung ermöglicht werden. ver.di hat deshalb den Darmstädter-Echo-Verleger mehrfach aufgefordert, deutlich mehr Beschäftigte nach Rüsselsheim zu übernehmen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan blieben bisher ohne Ergebnis.


Mitbestimmung gefordert

HANNOVER | "Zentrale Mitbestimmungsrechte bleiben erhalten. Die oberste Dienstbehörde kann sich nicht über die Personalräte hinwegsetzen." ver.di-Landesleiter Siegfried Sauer begrüßt, dass beim CDU-FDP-Entwurf des niedersächsischen Modellkommunen-Gesetzes, das kommunale Handlungsspielräume erweitern soll, wesentliche Kritikpunkte der Gewerkschaft von der Politik aufgegriffen wurden. So komme es nicht zu der befürchteten massiven Einschränkung von Mitbestimmungsrechten der Personalräte. Positiv bewertet Sauer auch, dass der Gesetzentwurf die Raum-Standards in Kindertagesstätten nicht weiter verschlechtert. Auch das Einigungsstellenverfahren zwischen Personalräten und Dienststelle bleibe erhalten. Allerdings reiche die Mitbestimmung nach dem Personalvertretungsgesetz in einigen wichtigen Punkten nicht aus, so bei der Privatisierung staatlicher Dienstleistungen, bei Problemen mit Mobbing oder bei der Gestaltung von Teilzeitarbeitsplätzen. Sauer: "Deshalb fordern wir einen weiteren Ausbau der Mitbestimmung."