Ausgabe 01/2010-02
Mein Arbeitsplatz
Auf der Straße
Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von alten Kleidern auf dem Raghubir-Markt. Wir reparieren gebrauchte Kleider, sodass sie aussehen wie neu. Die werden von armen Familien und Familien der unteren Mittelklasse gekauft. Bis vor kurzem habe ich auch auf dem Velodrome-Road-Markt verkauft. Mein Einkommen hat dramatisch abgenommen, seit der geschlossen wurde. Ich stehe nachts um halb zwei auf, um einen Platz auf dem Markt zu ergattern. Obwohl er erst morgens um vier beginnt, müssen wir uns dann schon einen Platz sichern. Der Wettbewerb ist heftig. Einmal wurde ich von einem Mann geschlagen, der mir meinen Platz wegnehmen wollte, doch andere Verkäufer kamen mir zu Hilfe.
Viele Runden
Von vier bis zehn Uhr morgens verkaufe ich Secondhand-Kleidung. Ich bekomme die Sachen von Familien aus wohlhabenden Gegenden von Delhi, im Tausch gegen Haushaltsgegenstände aus Metall oder Glas. Ich muss viele Runden ziehen, um meine tägliche Sammlung von Kleidern zusammenzubekommen. Sobald ich um zehn vom Markt zurückkomme, packe ich meine Utensilien in einen Sack und verlasse das Haus. Als arme Straßenverkäuferin darf ich nicht im Bus oder mit der Metro fahren und muss einen Teil meines Einkommens für die Motorikscha ausgeben. Mein Mittagessen kaufe ich an Straßenständen. Manchmal lasse ich es ausfallen, wenn es zu teuer ist. Ich habe eine Last von 20 Kilo zu tragen, wenn ich nach Familien suche, die ihre Altkleider gegen Haushaltsgegenstände tauschen wollen. Oft steige ich bis in den fünften Stock. In letzter Zeit hindern uns Security-Leute daran, die feineren Viertel zu betreten, oder verlangen Schmiergeld. Wenn ich gegen 20 Uhr nach Hause komme, hat meine Tochter das Essen gekocht. Ich muss mich um meinen Mann kümmern, er wurde vor einigen Monaten von einem Auto angefahren und ist jetzt behindert. Ich hoffe, dass unsere Gewerkschaft SEWA Delhi (Self Employed Women Association) sich durchsetzt im Kampf für die Wiedereröffnung des Markts an der Velodrome Road.
PROTOKOLL UND FOTO: Rashmi Chordiya, Übersetzung: A. Pirsch-Meinecke