ver.di PUBLIK | Dauernd soll der engagierte Bürger irgendwo unterschreiben. Warum ist es diesmal so wichtig?

Uwe Wötzel | Anlass ist die Konferenz zur Überprüfung des "Nichtverbreitungsvertrags" (NVV). Die weltweite Friedensbewegung will unübersehbar machen, dass sie eine Welt ohne Atomwaffen will. US-Präsident Obama hat in Prag erklärt, er verfolge das politische Ziel einer atomwaffenfreien Welt. Jetzt gibt es die Chance, Staaten zu konkreten Abrüstungsschritten zu verpflichten. Mit der Friedensbewegung verstärken wir unsere gemeinsamen Aktivitäten. ver.di hat deshalb mit dem internationalen Gewerkschaftsbund Uni Global eine Petition auf den Weg gebracht.

ver.di PUBLIK | Unterschriften gegen Atomwaffen, schießen da nicht Spatzen auf Kanonen?

Wötzel | Das Risiko des Atomkrieges muss ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dazu tragen Unterschriftensammlungen bei, aber sie allein reichen nicht. Wir müssen Zeichen setzen und den Verantwortlichen sagen, dass für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen und die nukleare Abrüstung mehr politisches Handeln nötig ist.

ver.di PUBLIK | Was geschieht mit den Unterschriften?

Wötzel | Sie werden im Verlauf der Konferenz an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon übergeben. Außerdem wird Anfang Mai in New York eine große Demonstration stattfinden, mit Delegationen aus allen Ländern. So wird eine große Gruppe aus Japan kommen, weil Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki leidvolle Erfahrungen gebracht haben. Es gibt ein internationales Bündnis von Bürgermeistern für den Frieden, mit den Bürgermeister/innen von Orten, in denen Atomwaffen stationiert waren, und Städten, die eine Partnerschaft mit Hiroshima oder Nagasaki haben. Auch einige hundert Bürgermeister in Deutschland haben sich dem Bündnis angeschlossen.

ver.di PUBLIK | Also zählt auch hier jede Stimme?

Wötzel | Ja. Wir haben in Deutschland eine Konstellation, die - angefangen von der Bundesregierung über die Opposition bis zur Friedensbewegung - alle in der Idee vereint, die Atomwaffen wirklich abzuschaffen. Aber das erfordert praktische Schritte, weil nach wie vor Atomwaffen in Deutschland lagern, etwa in Büchel. Will man glaubwürdig für nukleare Abrüstung eintreten, geht es auch darum, den Abzug der letzten US-Atomwaffen aus Deutschland umzusetzen und den Bau und Einsatz von Atomwaffen aus allen militärischen Konzepten weltweit zu streichen. Dafür gehen wir dieses Jahr auch beim Ostermarsch der Friedensbewegung auf die Straße. INTERVIEW: Jenny Mansch

www.uniglobalunion.org

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