Triumph entzaubert: Jittra Cotshadet bei der Aktion in Berlin

Von Cornelia Gerlach

Verführerisch: ein Damen-Höschen mit Spitzenrand. Das Logo aber zeigt eine geballte Faust, die Marke heißt: "Try Arm", "Probier Waffen". Wenn man es spricht, klingt es wie der englische Name des Dessousherstellers Triumph. "Try Arm" ist die Kollektion der Näherinnen.

Die 37-jährige Gewerkschafterin Jittra Cotshadet, die schon im Juli 2008 bei Body Fashion Thailand entlassen wurde, hat die Kollektion nach Deutschland gebracht. Mit der Kampagne für saubere Kleidung fuhr sie durch Europa. Der Anlass: Body Fashion Thailand, Tochter von Triumph International, hat im vorigen Sommer 1960 Leute entlassen. Seither sind sie im Kampf.

Auf den Philippinen hat die dortige Triumph-Tochter bereits zwei Standorte geschlossen, 1660 Frauen verloren ihren Job. "Seitdem halten wir das Werk besetzt", sagt Isabelita de la Cruz, Vorsitzende der Gewerkschaft BPMTI. Mitte Februar spitzt sich die Lage zu. Die Arbeiterinnen werden aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Sie sind nicht bereit, ihre Mahnwache aufzulösen und wollen eine friedliche Lösung. Sie versuchen, mit dem Arbeitsministerium ein Sozialprogramm auszuhandeln. Noch hoffen die Frauen, dass Triumph einlenkt. Auf einer Reise durch Europa haben sie versucht, ihre Arbeitsplätze zu retten. Sie haben eine Beschwerde bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) eingereicht. Ihre Argumentation: In Thailand und auf den Philippinen baut der Konzern Stellen ab, ohne mit Gewerkschaften zu verhandeln - und verstößt so gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Unternehmen, die aber nicht bindend sind; die Organisation kann nur vermitteln.

Die Hälfte muss gehen

Wenn Jittra Cotshadet die Geschichte erzählt, werden ihre Augen schmal. Es war am 27. Juni 2009, als Body Fashion Thailand den Näherinnen sagte, man habe keine Arbeit mehr für sie. Aber es gab Aufträge. Nur für wen? Für die gewerkschaftlich gut organisierte Belegschaft oder für die neuen Fabriken ohne starke Gewerkschaft?

Am 29. Juni dann piepsten früh um zwei bei den Näherinnen die Handys: Noch am gleichen Tag sollten alle zu einer Versammlung kommen. Am Eingang standen Männer in Uniform und durchsuchten die Frauen. Im Saal ließ die Geschäftsleitung die Kündigungen verteilen. Die Hälfte musste gehen. Darunter 13 der 17 Betriebsrats-Mitglieder und fast alle, die in der Gewerkschaft aktiv sind. Viele brachen in Tränen aus. Seither kämpfen die Frauen. Sie lagern vor den Werkstoren und haben die Eingangshalle des Arbeitsministeriums in Bangkok besetzt. Dort entstand auch "Try Arm": Vier Nähmaschinen haben die Frauen in das Gebäude geschmuggelt. Sie wissen: Dessous herzustellen, kostet wenig. Sie zu verkaufen, bringt viel.

Aufmerksam hat Isabelita de la Cruz, die Gewerkschafterin aus Manila, die Try-Arm-Dessous betrachtet. Vielleicht läuft auch bei ihnen bald eine selbstorganisierte Produktion an. Denn nach mehr als einem halben Jahr Kampf wird es eng für die Frauen. Es fehlt an Geld, an Nahrung. "Die ersten Familien leben auf der Straße", sagt dela Cruz. Sie haben Beete angelegt und halten sich so über Wasser. Aber das löst das Problem nicht. Denn das ist global. "Wir brauchen starke Allianzen", sagt Isabelita dela Cruz. Nur so lasse sich verhindern, dass der Konzern die Arbeit immer weiter Richtung Billiglohn verlagert.

Ein kleines Sortiment der Try-Arm-Dessous ist über das Netzwerk Inkota zu beziehen: www.inkota.de/material/neu-im-webshop/