Ausgabe 10/2010
Wir sind gekommen, um die Kette zu schließen
18000 Menschen riefen: Wir sind Hamburg! Gerecht geht anders!
So macht's der Senat: Millionen verbrennen
Am 30. September stand in Hamburgs City ab 17 Uhr zwei Stunden lang der Verkehr still. 18 000 Bürgerinnen und Bürger bildeten eine Menschenkette zwischen der Finanzbehörde und der Elbphilharmonie. Die Elbphilharmonie ist das Symbol schlechthin für die ungerechte Verteilung des vorhandenen Reichtums und für die soziale Spaltung in der Stadt. Da werden Millionen verbrannt, die durch Kürzungen an anderer Stelle wieder hereingeholt werden sollen. In der Finanzbehörde und im Senat fallen - wie in der schwarz-gelben Koalition in Berlin - immer mehr Entscheidungen, die die Armen ärmer machen und die breiten Schultern der Reichen schonen.
In der Menschenkette standen unter anderem Bezieher/innen von Arbeitslosengeld II, die sich durch die Erhöhung des Hartz IV-Regelsatzes um fünf Euro verhöhnt fühlen.
Eingereiht hatten sich auch zahlreiche Beschäftigte aus dem Schauspielhaus, dem Altonaer Museum und den Bücherhallen, die durch Kürzungen im Kulturetat in Höhe von sechs Millionen Euro betroffen sind.
Müllwerker am Gänsemarkt: mit Rollator Müll verklappen
In der Kette standen Eltern von den Kitas, die mit einer Volksinitiative fordern, dass frühkindliche Bildung qualitativ verbessert werden und gebührenfrei sein muss.
Am Gänsemarkt bugsierten Müllwerker der Hamburger Stadtreinigung Abfalltonnen, gestützt auf Rollatoren und Krücken, zu ihrem Müllfahrzeug - und zeigten so, was sie von der Rente mit 67 halten.
Am Rathaus protestierten junge Menschen gegen die städtebaulichen Umwandlungsprozesse in Hamburg, die bereits ganze Wohnviertel für den Mittelstand unbezahlbar machen. Sie verlangen mehr preisgünstigen Wohnraum und das Recht auf Stadt für alle.
Seniorinnen und Senioren verteilten am Jungfernstieg Flugblätter gegen eine Zwei-Klassen-Medizin durch die Einführung einer Kopfpauschale - notdürftig getarnt als Zuzahlung beim Kassenbeitrag.
Polizisten und Lehrerinnen protestierten gegen die einseitige Besoldungskürzung, Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes gegen weitere Stellenkürzungen. Der Sozialverband Deutschland schlug auf der Abschlusskundgebung symbolisch seine zehn Thesen für soziale Gerechtigkeit an die Tür der Finanzbehörde - die Originaltür war durch heruntergelassene Stahlgitter gesichert. Die ver.di-Jugend sammelte Stimmen junger Menschen, die sich das Leben im reichen Hamburg nicht mehr leisten können und, und, und ...
Alle Protestierenden einte die Überzeugung, dass die Politik des Kürzens und Streichens ein Ende haben muss. An ihre Stelle müsse eine Politik treten, die jene angemessen zur Kasse bittet, die mehr Geld in der Tasche haben als der Durchschnittsbürger. Wolfgang Rose, der Hamburger ver.di-Landesleiter, machte dies gegenüber den Medien noch einmal deutlich: "Wenn 18 000 Menschen gegen die schwarz-grüne und schwarz-gelbe Politik auf die Straße gehen, dann ist das ein Weckruf für Schwarze, Gelbe und Grüne. (...) Die reichste Stadt Deutschlands braucht einen Haushalt, der das Einnahmeloch schließt und endlich die großen Vermögen angemessen besteuert. Es ist genug für alle da, wenn Steuergerechtigkeit herrscht. Gerecht geht anders!"
Frank Bsirske kommt
Die Proteste gehen weiter - in den Betrieben und Verwaltungen sowie bei der nächsten großen Veranstaltung mit dem ver.di-Vorsitzenden: Alsterdorfer Sporthalle, 4. November 17 Uhr 30 - 20 Uhr (Einlass 17 Uhr)
Kulturprogramm: Heinz-Rudolf Kunze. Kostenlose Platzkarten bei den Gewerkschaften / bei ver.di in den Fachbereichen, außerdem in der Büchergilde im Gewerkschaftshaus.
Alle weiteren Informationen zur Kampagne und den einzelnen Veranstaltungen findet Ihr - wie immer - auf der Internetseite www.gerecht-geht-anders-hamburg.de