Arbeit im Krankenhaus, ist das "gute Arbeit"? Seit 2009 fördert die Europäische Union ein Projekt des interregionalen Netzwerkes der Gewerkschaften für das Gesundheits- und Sozialwesen. Es hört auf den sperrigen Namen "Gute Arbeit im Gesundheitswesen durch Qualität, Gestaltung und Regulierung". Zu diesem Netzwerk gehören die Interessenvertreter der Belegschaften in Krankenhäusern grenznaher Orte in Sachsen, Polen, Tschechien und Österreich. Sie haben in ihren Häusern untersucht, wie es um die betriebliche Gesundheitsvorsorge steht. Auf dem Prüfstand: die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal, die Ausbildung, die Bezahlung und die betriebliche Gesundheitsförderung. Für die Einführung eines diesbezüglichen Standards gibt es eine Empfehlung der EU. Doch wie dieser Standard aussieht, wissen viele der Interessenvertretungen und Beschäftigten nicht. Daher war ein Ziel des Projektes, die EU-Empfehlungen erst einmal bekannt zu machen und mit dem eigenen Arbeitsalltag zu vergleichen. Mit den Ergebnissen werden die Betriebs-, Personalräte und Gewerkschaften jetzt ihre Forderungen aushandeln und in betriebliche Vereinbarungen münden lassen. Klar ist jetzt schon: Es gibt große Unterschiede in der Bezahlung und bei den Arbeitsbedingungen.

Vorbild für Europa

An diesem einjährigen Projekt, das im November 2010 abgeschlossen wurde, waren zehn Partner beteiligt: Krankenhäuser und Rettungsdienste aus Wien, Breslau, Hirschberg, Kadan, Prag, Dresden. Sie wollen die gewerkschaftlichen Kritierien von "Guter Arbeit" als europäischen Maßstab der Arbeitsbeziehungen etablieren. Dabei sollen besonders eine hohe Qualität für Patienten und Beschäftigte, die Gestaltung fairer Bedingungen und die Regulierung zu einem sozialen Gesundheitswesen erreicht werden. Bei der Weiterentwicklung von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ist das Konzept "Vom Arbeitsschutz-Management zum Gesundheits-Management" dann besonders erfolgreich, wenn die Aufgabe der betrieblichen Gesundheitsförderung in das Betriebsmanagement integriert werden kann, stellten die EU-Partner in ihrer Abschlussbeurteilung fest. In allen vier beteiligten Ländern spielt natürlich auch die Frage des Kostendrucks auf Einrichtungen des Gesundheitswesens eine große Rolle.

Fazit: Es besteht in den meisten Einrichtungen Handlungsbedarf, wenn die Arbeit in der Pflege und in den Gesundheitseinrichtungen den Qualitätsansprüchen genügen und weiterhin als attraktiver Beruf gelten soll. Berufe im Gesundheitswesen und der Gesundheitswirtschaft werden sich in Zukunft noch mehr zu beschäftigungsstarken Zweigen entwickeln. Und sie werden nur dann gute Leute anziehen, wenn die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung verbessert werden. Zu wünschen wäre, gerade in grenznahen Regionen, der Abbau von Einkommensunterschieden beim Pflegepersonal. Mobilität wird es geben, aber bitte zu fairen Bedingungen. Btr

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